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Wenn wir es gut machen, könnte unsere Zeit jetzt kommen

23.12.2019

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Grußwort von Wolfgang Waldmüller, Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern

Wolfgang Waldmüller, Präsident des Tourismusverbandes MV, Foto: CDU-Landesverband

30 Jahre nach dem Mauerfall steht der Tourismus in Mecklenburg- Vorpommern erneut vor einer Zeitenwende. Im Unterschied zur damaligen Situation baut sich der Veränderungsdruck zwar insgesamt ähnlich mächtig, aber doch eher allmählich auf. Das macht die Situation besonders herausfordernd. Wichtig waren die Aufbaujahre nach 1990, war das Schaffen von Kapazitäten, Infrastruktur und einem Grundverständnis von modernem Tourismus. Gut und in Deutschland einzigartig ist das Ergebnis, sich als gesamtdeutsches Reiseziel etabliert zu haben mit ähnlich vielen westwie ostdeutschen Gästen.

Doch dies kann nicht mehr als ein Zwischenergebnis sein. Zwar liegt MV weiterhin vorn bei der touristischen Intensität, der Wertschöpfungsquote, dem Anteil der Beschäftigten. Auch Wiederbesuchsabsicht und Weiterempfehlungsrate können sich noch sehen lassen. Doch wenn es um Innovationen, digitale Lösungen, datenbasierte Kommunikation und Zielgruppenansprache, das Werte-Set jüngerer Generationen, nahtlose Bezahlung oder vernetzte Mobilität geht, reagieren wir langsamer als andere. Auch Wege, Straßen, Verbindungen und Häuser halten nicht überall, was sie versprechen sollten. Es beginnt, an den Grundvoraussetzungen zu haken. Die Zeiten des scheinbar mühelosen und automatischen Wachstums in MV sind definitiv vorüber. Andere Destinationen wandeln sich schneller als der Nordosten, der internationale Durchbruch lässt hier auf sich warten, die jungen Generationen haben zuerst andere Ziele im Sinn.

Und doch könnte, wenn wir es gut machen, unsere Zeit gerade jetzt kommen. Die Orientierung der Menschen auf das Naturnahe, das Nachhaltige, das Nahe können wir im Grunde besser bedienen als andere. Und wenn es absehbar wirklich gelingen sollte, das Flächenland mit schnellem und stabilem Netz zu versorgen sowie stärker in die Prozesse des Digitalen und in die Analyse der Gedankenwelt junger Menschen einzusteigen, kann Mecklenburg- Vorpommern eine Verbundstrategie verfolgen – und wie kaum eine andere Region in Deutschland zugleich den natürlichen und den digitalen Freiraum anbieten, der bis in die Metropolen Hamburg und Berlin und darüber hinaus strahlt. Es geht also schlichtweg darum, ob MV erneut die Kraft für den Umbruch aufbringt und sich ein gutes Stück neu erfindet. Zugleich hat Tourismus in den kommenden 30 Jahren die Aufgabe, weniger für sich allein, als für ein gesamtes Ökosystem, die Lebensräume und die Landesentwicklung insgesamt zu stehen.

Die Vernetzungen und Bezüge des Tourismus sind im Grunde unverkennbar. Er ist so etwas wie der Blutkreislauf des Landes. Dafür ist unmittelbar eine Reihe von Aufgaben zu erledigen. Die Tourismusfinanzierung muss vom Gesetzgeber so aufgestellt sein, dass sie den Orten und Destinationen den Rahmen für überörtliche Mobilität, gegenseitige Anerkennung und verknüpfte Infrastruktur gibt. Die Tourismusorganisationen müssen ihre Aufgaben abstimmen, festlegen und zugleich Prozesse flexibilisieren und digitalisieren. Die Landestourismuskonzeption muss schnell in konkretes Handeln übersetzt werden. Vom so genannten Umsetzungsmanagement im Wirtschaftsministerium, von der Steuerungsgruppe auf Landesebene, vom Tourismusverband mit seiner neuen Struktur und den veränderten personellen Verantwortungen. Und natürlich in den Regionen, Orten und Unternehmen.

Vieles wird neu gedacht und gemacht:

  • Dem Auftritt als Partnerland der ITB und als Ausrichter des Deutschen Tourismustages 2019 soll im Mai 2020 ein eindrücklicher Germany Travel Mart in Rostock und Schwerin und im Januar 2021 die Gestaltung der MV-Länderwoche auf der Expo folgen.
  • Statt eines Messestandes soll 2021 die inzwischen ausgeschriebene mobile Erlebniswelt stehen.
  • Die Marke soll im Verlauf des Jahres 2020 mit einem neuen Markenkonzept geschärft, attraktiver gemacht und stärker in Richtung Natur und Nachhaltigkeit entwickelt werden.
  • Der ersten Vollerhebung der touristischen Strukturen im Land soll eine sinnvolle Organisation der Arbeit auf und zwischen den drei Ebenen Land – Regionen – Orte folgen.
  • Die POI-Datenbank soll in das große Open-Data-Projekt der DZT und der Bundesländer mit Knowledge-Graph gehoben werden.
  • Eine vom TMV erarbeitete Qualitäts strategie soll einem klareren, konkreten und idealerweise messbaren Blick auf die Qualitätsentwicklung führen.
  • Eine Initiative zur Tourismusakzeptanz soll im Land gestartet werden und zu einem Leitbild geführt werden.
  • Die Ausrichtung auf den Kernmärkten im Ausland soll geschärft werden.
  • Die MV-Kampagne soll spitzer, effektiver und digitaler aufgebaut werden.
  • Der Landestourismusverband mit neuem Geschäftsführer, neuen Bereichsleitern und einer neuen Struktur wird sich prozessorientierter, agiler, flexibler und zugleich konzentrierter und fokussierter aufstellen.

Ich sehe den neuen Anforderungen mit Zuversicht entgegen. Zugleich freue ich mich nach zwei Jahren als Präsident auf meine neue Begleiterin oder meinen neuen Begleiter an der Spitze des Landestourismusverbandes. Zugleich danke ich dem leider ausgerechnet zum Zeitpunkt seines Ausscheidens erneut erkrankten Bernd Fischer für mehr als 25 Jahre hochengagiertes und erfolgreiches Wirken als Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Bernd Fischer hat die Entwicklung des Tourismus nach 1990 wie kaum ein Zweiter geprägt. Er ist wahrlich eine Institution in der MVReisewelt. Ich danke ihm ausdrücklich und nachdrücklich für seine riesengroße Leistung und wünsche ihm von ganzem Herzen beste Genesung und viele glückliche Jahre im Ruhestand.