04.09.2023
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Wie überall, gewinnt auch im Familientourismus die Digitalisierung mehr und mehr an Bedeutung. Zum einen nutzen Familien gerne digitale Mittel, um zu kommunizieren und sich zu orientieren. Zum anderen bereichern digitale Angebote die Vielfalt des Freizeitprogramms für Familien.
Laut der Daten und Fakten zum Online-Reisemarkt 2023 vom Verband Internet Reisevertrieb (VIR) basierend auf der Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) sind Familien affin, sich digital zu informieren. Inspiration und Information vor dem Urlaub, ob über Social Media oder das Lesen von Bewertungen, nehmen immer weiter zu. Ebenso ist in den letzten drei Jahren der Anteil der Online-Buchungen von 61 auf 70 Prozent im Sektor Familienurlaub gestiegen, über die hoteleigene Website oder Buchungsseiten wie Booking.com.
Gerade Familien haben ein enges Zeitmanagement und sind besonders dankbar für Angebote, die es ihnen erleichtern, auch außerhalb der klassischen Öffnungszeiten ihre Freizeit und ihren Urlaub zu planen und gestalten. Da helfen zum Beispiel automatisierte Prozesse wie Chatbots, die die wichtigsten Fragen direkt beantworten, ebenso wie die Möglichkeit, alles direkt online zu buchen: Unterkunft, Eintrittskarte oder Freizeiterlebnis. Das Ostseebad Trassenheide bietet zum Beispiel die Aktivitäten für Kinder auch online buchbar an, als tollen Service für Familien (www.trassenheide.de/de/tickets).
Lagen bisher noch Unmengen von Flyern und Katalogen aus, mehren sich mittlerweile Optionen, sich digital zu informieren: Ob auf Bildschirmen in den Touristinformationen und Ausstellungen oder mit einem QR-Code – die Vielfalt ist groß. Nachhaltigkeit, Aktualität und Individualisierung sind die Vorteile dieser Informationsmedien. So können Informationen, die per QR-Code abgerufen werden, ohne große Mühe und Materialverbrauch stetig aktualisiert werden. Mit wenig Aufwand werden die Informationen für verschiedene Zielgruppen aufbereitet und durch verschiedene QR-Codes ausgegeben, sodass Familien die für sie relevanten Informationen erhalten. Auch von einer Besucherlenkung profitieren die Familien, ob es darum geht, dass sie mehr Platz am Strand haben oder sich die Wartezeiten verkürzen – die mit kleinen Kindern immer eine Herausforderung sind (vergleiche www.luebecker-bucht.guide/beachticker oder in einer Wanderregion corporate.outdooractive.com/oa-blog/eine-wanderdestination-als-vorreiter-digitaler-besucherlenkung).
Digitale Infomappen wie Suitepads oder die umfassenden Angebote von Gastfreund haben nicht nur durch die bessere Hygiene in Corona-Zeiten gewonnen. Sie bieten viele Möglichkeiten, die Customer Journey zu individualisieren und so für Familien relevante Infos anzuzeigen, nur für diese Zielgruppe spezielle Kinderseiten auszuspielen beziehungsweise per Push-Nachricht auf die täglichen Angebote für Kinder und Familien hinzuweisen. So fühlen sich die Gäste in ihren individuellen Bedürfnissen gesehen und abgeholt und der Anbieter profitiert von der Lenkung seiner Gäste.
Ob beim Einchecken oder Bestellen, immer mehr Prozesse werden digitalisiert. Gelungenes Beispiel für eine Rund-um-Digitalisierung ist der Campingplatz Ostseequelle. Sowohl der Buchungsprozess als auch Check-In und Check-Out sind digitalisiert und ermöglichen dem Gast ein schnelles Einchecken ohne lange Wartezeiten (www.youtube.com).
Serviceroboter oder digitale Bestellprozesse in Restaurants sorgen in Zeiten von Personalmangel nicht nur für eine gesicherte Öffnung, sondern bieten (zumindest aktuell noch) eine große Aufmerksamkeit bei kleinen und großen Gästen – wie die Planung in einem Hotel in Grömitz, einen Koch-Roboter einzusetzen (www.abendblatt.de/region/schleswig-holstein/article237160847/groemitz-roboter-kueche-robotic-kitchen-surf-rescue-club-gastronomie.html; www.rescue-club.de/essen-trinken) oder der Einsatz von Servicerobotern auf Veranstaltungen. Ideal, wenn beides verbunden werden kann: Einfache Arbeiten werden automatisiert und menschliche Mitarbeiter*innen haben mehr Zeit für den persönlichen Kontakt.
Wie bei allen Trends gibt es auch beim Thema Digitalisierung einen Gegentrend, der sich vor allem bei Hotelangeboten widerspiegelt: Das Digital Detox, also der ganz bewusste Verzicht auf den digitalen Konsum im Urlaub. Hotels werben mit Zeiträumen des Digital Detox (digital-detoxing.com/europa) oder verweisen auf das schlechte Mobilfunknetz und fehlende WLAN in ihrem Hotel. Ebenso gibt es auch für Teens Offline-Camps, in denen bewusst auf Smartphone und Co. verzichtet wird – ein Angebot, dass vermutlich ein Nischenprodukt bleiben wird (juvigo.at/feriencamps/offline-camps).
Besonders ältere Kinder und Jugendliche können sich eine Freizeitgestaltung ohne digitale Angebote nur schwer vorstellen. Gut, wenn es gelingt, mit Hilfe von Smartphones die jüngeren Gäste in die Natur zu locken. Zum Beispiel mit einer digitalen Schatzsuche für Kinder oder Familien, ob als Geocachen oder mit Hilfe von kommerziellen Anbietern, die Rallyes zum selbst Gestalten anbieten wie bspw. Actionbound (Beispiel aus Rosenheim: de.actionbound.com/bound/touristinfo-rosenheim), sodass die Gäste mit ihrem Handy auf Entdeckungstour gehen (reka.ch/de/rekaferien/rekalino-club-detektiv-trails) – so gibt es viele Möglichkeiten, Spaß in der Natur mit digitalem Entertainment zu verbinden.
Auch in der Gestaltung des Kinder- und Jugendprogramms sind digitale Angebote bereichernd, mit denen interaktiv und in Gruppen gespielt werden kann, als Beispiele seien hier Kahoot – ein Quiz, das selbst gestaltet und dann mit der Gruppe gespielt wird – oder Sighter – ähnlich dem Geocachen, nur sucht man nach vorgegebenen Fotomotiven – genannt.
Museen und Orte garantieren neue Erlebnisse mit eigens konzipierten Audioguides, sie leiten kleine und große Gäste bei der Entdeckung der Umgebung oder einer Ausstellung (Audioguide cms.locandy.com; www.digiwalk.de; für Museen www.guidepilot.de). Gerade Museen lassen sich damit spielerisch und abwechslungsreich erforschen wie im Kulturquartier Neustrelitz oder dem Ozeaneum in Stralsund. Die Angebote reichen von der reinen Führung und dem Entdecken vor Ort über ein Quiz bis zu einem digitalen Escape Game – das vom Museum König in Bonn gestaltete „Project Pollination“ verbindet diese Elemente und verknüpft den Besuch im Museum mit einem virtuellen Escape Game (bonn.leibniz-lib.de/de/museum-koenig-digital#detail).
Ein Beispiel aus Lübeck: Hier können Gäste die Stadt aus der Perspektive der Romanfiguren der Buddenbrooks kennen lernen. Mithilfe einer App inklusive Audioguide bewegen sich die Besucher durch Lübeck, am Ende einer jeden Station steht eine Quizfrage. Das Besondere: Das Angebot wurde als Projekt zusammen mit Jugendlichen als Experten für ihre Zielgruppe entwickelt (buddenbrookhaus.de/literatur-als-ereignis_2, bbhapp.de/de/startseite). In Rheinland-Pfalz werden Familien mit Hilfe des Ritterorden Falkenfels aufgefordert, das Land zu entdecken. Nach dem Motto „Wo kleine Entdecker zu echten Helden werden" sind 50 Stationen mit Geschichten, Rätseln und Ausflugstipps eingerichtet (familienabenteuer.rlp-tourismus.com).
Beim Erkunden der neuen Urlaubsumgebung erleichtern speziell auf die Zielgruppe ausgerichtete und gestaltete Landkarten die Orientierung und binden die Points of interests ein, die besonders spannend sind für Kinder und Familien wie beispielsweise bei diesem Projekt in Bremen www.bremer-familienstadtplan.de. Auch die bekannten Anbieter wie Komoot oder Outdooractive lassen sich gut nutzen, um Radtouren oder Wanderungen speziell für Familien anzulegen, mit interessanten Pausenpunkten auf Spielplätzen, an einem See oder einem Tierpark, sodass Familien auf diese für sie attraktiven Touren zurückgreifen können. Und beim Wandern wird heute digital umgesetzt, was früher ein Sammelheftchen und ein Wanderabzeichen auf einem Spazierstock waren, wie bei der Entdeckernadel im Chiemsee Alpenland (www.chiemsee-alpenland.de/entdecken/wandern-bergsteigen/entdeckernadel).
Neben der Erleichterung der Orientierung und der Wissensvermittlung ist Gamification das Stichwort, wenn es um die Gestaltung dieser Angebote geht – der Aufenthalt wird zum Erlebnis. Besonders, wenn Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) genutzt werden.
Ein Beispiel für den Einsatz von VR war die Verwendung der VR-Brillen im Nationalparkzentrum Königsstuhl während der Bauarbeiten. So konnten Besucher schon vorab die neue Aussichtsplattform erleben und mehr Verständnis für die Einschränkungen, die sie durch die Baustelle in Kauf nehmen mussten, entwickeln. Der Einsatz von VR ist ausbaufähig – vom virtuellen Reisen, das das „richtige Reisen“ für Menschen ersetzt, die dazu finanziell oder körperlich nicht in der Lage sind bis hin zu der Möglichkeit, über VR-Technik das Urlaubsziel schon vor der Anreise zu erleben, entweder um sich besser entscheiden zu können oder um die Vorfreude zu steigern.
Ein weiteres Beispiel für die kreative Umsetzung ist die Kombination aus Schaukeln und den Möglichkeiten von VR: Die imagine swings-Schaukeln, die auch für Erwachsene geeignet sind, versetzen die Schaukelnden in Kombination mit einer VR-Brille an andere Orte und lassen sie sich in den Urlaub schaukeln und träumen, eine sehr spielerische Idee (imagine-swings.de).
Augmented Reality – also erweiterte Realität – eignet sich besonders, um kleine und große Gäste auf Führungen durch Orte oder Ausstellungen mit ergänzenden Informationen zu versorgen – von Fakten bis zu Restaurantempfehlungen – und sie mit Geschichten zu begeisterten, wenn Ruinen durch AI mit Leben gefüllt werden oder bei Stadtführungen historische Figuren erscheinen. Hier vereinen sich Storytelling und Chancen einer Inszenierung, die eine Radtour oder Wanderung auch für Kinder spannender machen, wenn ein virtueller Rundgang oder ein Hörspiel integriert werden.
Es zeigt sich, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, das eigene Angebot digitaler zu gestalten. Die Auswahl kann nur individuell erfolgen – mit einem Auge auf die Bedürfnisse der eigenen Gäste, die eigenen finanziellen und personellen Ressourcen und die ganz eigenen Vorlieben.
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