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Erste landesweite Studie zur Wertschöpfung durch den Kreuzfahrttourismus in Mecklenburg-Vorpommern

18.06.2025

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6 min

Knapp eine halbe Milliarde Umsatz in Betrieben mit unmittelbarer Beteiligung am Kreuzfahrttourismus / Mindestens 2.800 beschäftigte Vollzeitäquivalente am Standort Mecklenburg-Vorpommern / Zukunft Kreuzschifffahrt

Von der Kreuzschifffahrt in Mecklenburg-Vorpommern profitierende Branchen (Auswahl) © dwif 2025

Das MV Cruise Net, ein 18 Partner*innen umfassendes Gemeinschaftsnetzwerk, dessen Ziel es ist, die Kreuzfahrtbranche in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig zu vernetzen, hat nun erstmals die Wertschöpfung auf der Angebotsseite in vier Kategorien, das heißt bei Betrieben mit unmittelbarer Beteiligung am Kreuzfahrttourismus wie Reedereien und Häfen (Kategorie eins und zwei), bei Betrieben mit enger Beteiligung am Kreuzfahrttourismus wie Schiffsmakler und Logistikunternehmen (Kategorie drei) sowie bei Betrieben mit indirekter Beteiligung am Kreuzfahrttourismus wie Gastronomie und Einzelhandel (Kategorie vier), durch den Kreuzfahrttourismus im gesamten Bundesland untersuchen lassen. Die Ergebnisse werden am 18. Juni in der AIDA-Zentrale AIDA Home in der Hansestadt Rostock präsentiert. An der Online-Befragung, die durch die dwif-Consulting GmbH in Kooperation mit dem Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt wurde, nahmen 45 Unternehmen teil. Dazu Alexander Winter, Vorstandsvorsitzender des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Mit der Studie können wir erstmals einordnen, wie viel Wertschöpfung der Kreuzfahrtbranche auf Anbieterseite im Land bleibt und wie weit verzweigt das Netz der Profiteure ist, angefangen bei den Häfen bis hin zu den Reiseagenturen.“

Dr. Wolfgang Blank, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern, ergänzte: „Der Kreuzfahrttourismus ist ein wichtiges Standbein für unsere heimische Wirtschaft und ein Schaufenster für Mecklenburg-Vorpommern. Allein in Rostock begrüßen wir in diesem Jahr rund 500.000 Kreuzfahrtpassagiere – hinzu kommen zahlreiche Gäste kleinerer Kreuzfahrtschiffe in Wismar und Stralsund. Für viele von ihnen ist die Reise an Bord des Kreuzfahrtschiffes der erste Kontakt mit unserem Urlaubsland, auf den später viele weitere Besuche in Mecklenburg-Vorpommern folgen. So bringt jeder Anlauf eines Kreuzfahrtschiffs einen wertvollen wirtschaftlichen Effekt für unsere Hotellerie, Gastronomie und den Dienstleistungssektor und legt zugleich den Grundstein für zukünftige Umsätze.“  

Das sind die Kernergebnisse:

Ökonomische Effekte für MV: Knapp eine halbe Milliarde Umsatz in Betrieben mit unmittelbarer Beteiligung am Kreuzfahrttourismus 
Die Zahlen zu den ökonomischen Effekten bilden die Angebotsseite ab, sprich sie zeigen die Umsätze von 45 ausgewählten Unternehmen/Branchen in Bezug auf ihre Vorleistungs-Verflechtungen. Demnach generierten die Reedereien in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2023 einen Umsatz von rund 149 Millionen Euro durch die Kreuzschifffahrt. Davon werden fast 40 Prozent der Umsätze für Vorleistungen, darunter fallen unter anderem Kosten für Treibstoff beziehungsweise Landstrom, Logistik, Werbung oder Reparaturen, verwendet. 400 Millionen Euro beträgt der Umsatz in den Betrieben der Kategorie eins, das heißt mit unmittelbarer Beteiligung am Kreuzfahrttourismus. Durch den Kreuzfahrttourismus entstehen mehrere Millionen Euro Umsatz in den Häfen in Mecklenburg-Vorpommern. „Der Kreuzfahrttourismus in Mecklenburg-Vorpommern bringt nicht nur den Kreuzfahrthäfen, Werften und Reedereien wirtschaftliche Vorteile, sondern bietet auch zahlreichen weiteren Unternehmen vielfältige Chancen. In die Abfertigung eines Kreuzfahrtschiffes sind unterschiedlichste Dienstleister eingebunden: Dazu gehören unter anderem Schiffsmakler, Hafenlogistiker, Anbieter für Treibstoffversorgung und Lagerung, Ausflugsagenturen, Hostessen in den Terminals sowie Parkplatzanbieter für Kreuzfahrtgäste. Auch Unternehmen für Warentransport und die Belieferung der Schiffe mit Lebensmitteln und Konsumgütern sind direkt beteiligt. Darüber hinaus profitieren viele Unternehmen, die nur indirekt mit der Kreuzfahrtbranche verbunden sind. Verkehrsunternehmen übernehmen die An- und Abreise sowie den lokalen Personentransport der Gäste. Während der Landgänge profitieren Gastronomie, Einzelhandel und Freizeiteinrichtungen, aber auch lokale Reisebüros, Hotels, insbesondere im Vor- und Nachlauf der Reisen sowie im Rahmen von Businessaufenthalten für Mitarbeitende der Branche, sowie Dienstleister wie Werbe- und Eventagenturen zählen zu den Profiteuren des Kreuzfahrttourismus in der Region“, so Winter weiter.

Beschäftigungseffekte: Mindestens 2.800 beschäftigte Vollzeitäquivalente am Standort Mecklenburg-Vorpommern
Die Studie liefert auch Aussagen zu den Beschäftigungseffekten durch die Kreuzschifffahrt. Demnach gibt es 2.800 beschäftige Vollzeitäquivalente in den teilnehmenden Betrieben am Standort Mecklenburg-Vorpommern mit unmittelbarer und enger Beteiligung an der Kreuzschifffahrt. Über alle an der Kreuzschifffahrt unmittelbar beteiligten Unternehmen liegt die Zahl der Vollzeitäquivalente entsprechend höher. Insgesamt zeigte sich eine positive Entwicklung der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterzahl: 43 Prozent der befragten Betriebe mit unmittelbarer Beteiligung an der Kreuzschifffahrt gab an, dass die Zahl der Beschäftigten in den letzten Jahren (deutlich) gestiegen ist. 57 Prozent berichtetet über stabile Beschäftigtenzahlen. Dirk Inger, Senior Vice President Public Affairs, Sustainability & Communication bei AIDA Cruises, sagte dazu: „AIDA ist nicht nur der größte Anbieter für Hochseekreuzfahrten mit einem Marktanteil von über 50 Prozent, sondern auch der drittgrößte Reiseveranstalter in Deutschland. Die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens war und ist eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern verbunden. Als der größte private Arbeitgeber in MV sind wir auch ein wichtiger Wachstumsmotor der Region.“

Hochseekreuzfahrt versus Flusskreuzschifffahrt
Bei der Frage nach der Bedeutung der Hochseekreuzfahrt im Vergleich zur Flusskreuzschifffahrt sagten rund ein Drittel der Befragten, dass die Hochseekreuzschifffahrt für ihr Unternehmen am Standort im Nordosten eine große Bedeutung hat, für 27 Prozent zudem noch eine mittlere Bedeutung, für 41 Prozent hat sie eine geringe beziehungsweise keine Bedeutung. Die Flusskreuzschifffahrt ist hingegen für nur zwölf Prozent ein wichtiges Geschäftsfeld; 15 Prozent messen ihr eine mittlere Bedeutung zu. Für mehr als die Hälfte der Teilnehmenden spielt die Flusskreuzschifffahrt keine Rolle. Abweichungen in den Aussagen dazu entstanden je nach Nähe zum Thema. So haben entsprechend der unmittelbaren Beteiligung am Kreuzfahrttourismus sowohl die Hochsee- als auch die Flusskreuzschifffahrt eine deutlich größere Bedeutung für Reedereien, Häfen und Werften. Während die Hochseekreuzschifffahrt jedoch für die Mehrheit dieser Betriebe eine große Bedeutung hat (70 Prozent), zeigt sich bezüglich der Flusskreuzschifffahrt ein differenziertes Bild: Demnach misst jeweils knapp die Hälfte (45 Prozent) dieser eine große beziehungsweise geringe Bedeutung zu. Die Betriebe mit enger Beteiligung wie etwa Schiffsmakler, Transport- und Logistikunternehmen messen der Hochseekreuzschifffahrt mindestens eine mittlere Bedeutung zu. Die Flusskreuzschifffahrt ist für Betriebe dieser Kategorie weniger wichtig. Für rund ein Drittel sind andere Geschäftsfelder bedeutsamer. Für 44 Prozent stellt die Kreuzschifffahrt keine Bedeutung dar. Der im Vergleich geringere wirtschaftliche Effekt der Flusskreuzfahrt und ihre entsprechend geringere Relevanz für die befragten Unternehmen lassen sich auf die kleinere Schiffsgröße zurückführen. Zudem ist der Anteil an Hochseekreuzfahrtgästen in Mecklenburg-Vorpommern deutlich höher als der von Flusskreuzfahrtgästen.

Die Mehrheit der Passagiere unternimmt individuelle Landgänge 
Die Reedereien haben in der Studie auch Aussagen über die Aktivitäten der Passagiere gemacht. Demnach unternimmt die Mehrheit der Passagiere, die Landgänge unternehmen, individuelle Landgänge (87 Prozent); 13 Prozent nutzen organisierte Landgänge. Ausflüge in den Ort, der angelaufen wird und dessen Umgebung, Ausflüge überregionaler Art sowie Flanieren und Bummeln spielen während der Liegezeiten die größte Rolle.

Herausforderungen der Kreuzfahrtbranche: Umweltauflagen, Umsetzung nachhaltiger Technologien und hohe Treibstoffkosten rangieren ganz oben
Umweltauflagen/Schadstoffreduzierungen (97 Prozent), die Umsetzung nachhaltiger Technologien (96 Prozent) sowie die Energiekosten (100 Prozent) stellen (sehr) große Herausforderungen für die Branche dar. Auch der Arbeitskräfte-/ Fachkräftemangel (85 Prozent) ist ein großes Thema unter den Befragten. Drei Viertel der Betriebe sehen zudem (sehr) große Herausforderungen in den politischen Rahmenbedingungen. Hier wurden unter anderem Kriege und Terroranschläge angeführt.

Zukunft Kreuzschifffahrt: 37 neue Kreuzfahrtschiffe bis 2028
Laut Studie blicken 70 Prozent der teilnehmenden Betriebe kurzfristig (sehr) optimistisch in die Zukunft. Mittelfristig schauen 65 Prozent der Unternehmen (sehr) optimistisch in die Zukunft. Die befragten Unternehmen bewerten den Kreuzfahrttourismus als Wachstumsmarkt – sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch im Ostseeraum. Dabei geht knapp die Hälfte der Unternehmen davon aus, dass die Kreuzfahrtnachfrage in Mecklenburg-Vorpommern steigen wird. 27 Prozent gehen von einer konstanten Nachfrage aus. Diese optimistische Bewertung der Unternehmen wird auch durch den geplanten weltweiten Flottenausbau deutlich. Die Mitglieder des weltweit agierenden Branchenverbandes Cruise Lines International Association planen nach Angaben im State of the Cruise Industry Report (2024) für den Zeitraum von 2024 bis 2028 die Inbetriebnahme von 37 neuen Kreuzfahrtschiffen. Zwar wird dort davon ausgegangen, dass einige alte Schiffe aussortiert werden, gleichzeitig geht der Trend neben kleinen Luxusjachten von teils neuen Anbietern wie Ritz Carlton hin zu immer größeren Schiffen mit steigendem Passagiervolumen.

Hintergrund: MV Cruise Net 
Ende 2021 ging das Gemeinschaftsnetzwerk MV Cruise Net an den Start. Ziel ist es, die Kreuzschifffahrtbranche in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig zu vernetzen. Dazu pflegen die 18 im MV Cruise Net organisierten Partner*innen einen regelmäßigen Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Tourismus. Zu den bisherigen Ergebnissen im Rahmen der Netzwerkarbeit zählte unter anderem die Ausrichtung eines Parlamentarischen Abends am 5. September 2023 in Schwerin, bei dem Themen wie Infrastruktur, Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven auf der Agenda standen, sowie die Teilnahme an der Kongressmesse „Seatrade Europe“ in Hamburg. Zudem wurde im letzten Jahr der gesamte Kosmos der Kreuzschifffahrt auf der MV Cruise Conference auf der Mein Schiff 7 der Reederei TUI Cruises in Warnemünde veranstaltet, wo unter anderem neue Technologien und Konzepte der Reedereien vorgestellt wurden.

Zu den Ergebnissen der Befragung