Mit Überzeugung und Engagement zur nachhaltigeren Unternehmensweise
14.08.2023
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Im Klützer Winkel liegt das Gutshaus Stellshagen. Von Gertrud Cordes im Sommer 1996 gegründet, feierte es 2021 sein 25-jähriges Jubiläum. Das vegetarische Biohotel mit eigener Landwirtschaft und naturkundlichem Gesundheitszentrum hat sich seit jeher der Nachhaltigkeit verschrieben.
Im Interview: Tom Schulz (im Foto zusammen mit Nadja Chermakova, Mitarbeiterin des Gutshauses)
Dualer Student an der IU Internationale Hochschule für Tourismusmanagement und im Gutshaus Stellshagen
Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern:
Nachhaltigkeit war und ist ein essenzieller Bestandteil Ihres Betriebes. Sie haben sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, bevor es ein gesamtgesellschaftliches Bestreben und im Mainstream präsenter wurde. Was hat Sie damals wie heute zur Nachhaltigkeit inspiriert?
Tom Schulz:
"Wenn an vielen kleinen Orten Menschen viele kleine Dinge tun, wird sich das Angesicht unserer Erde verändern.“ Dieser Leitsatz und der darauf aufbauende Fokus auf die Nachhaltigkeit sind seit Beginn unserer Unternehmensgeschichte fest in unserer Grundphilosophie verankert. Wir freuen uns, dass unsere Gäste uns in hohem Maße für unsere zukunftsfähige Unternehmensweise schätzen. Dieses positive Image bestätigt uns darin, unseren Weg konsequent weiterzugehen und uns kontinuierlich zu verbessern.
TMV:
Was war der Auslöser für die Entwicklung Ihres nachhaltigen Konzeptes und welche Maßnahmen ergreifen Sie?
Schulz:
Die Gründerin Gertrud Cordes hatte eine starke Vision von einem umweltbewussten und nachhaltigen Gesundheitshotel, das sowohl die Bedürfnisse der Gäste erfüllt als auch einen positiven Einfluss auf die Umwelt hat. Unser Konzept basiert auf ökologischer und sozialer Verantwortung. Beispielsweise betreiben wir eine eigene Biolandwirtschaft und sind seit über 25 Jahren stolzes Mitglied im Bioland-Verband. Neben dem Anbau von gängigen Gemüse- und Obstsorten in 100 Prozent Bioqualität liegt unser Fokus auf dem Erhalt der Biodiversität, weshalb auch seltenere Sorten angepflanzt werden. In unserem Gutshaus werden ausschließlich vegane und vegetarische Speisen in 100 Prozent Bioqualität angeboten. Kein Tier muss für unsere Küche leiden.
Wir gestalten unser Haus nach baubiologischen Gesichtspunkten. Unsere Möbel bestehen aus natürlichen Materialien, um ein gesundes und harmonisches Raumklima zu schaffen.
In unserem Gesundheitszentrum beraten und behandeln unsere Therapeuten mit Methoden aus der westlichen und östlichen Naturheilkunde. Darauf aufbauende Behandlungen unterstützen Körper, Geist und Seele wieder in ein dynamisches Gleichgewicht zu kommen. Auch das bedeutet für uns Nachhaltigkeit.
TMV:
Welche Maßnahme hat sich als besonders herausfordernd in der Umsetzung erwiesen?
Schulz:
Der Verzicht auf konventionelle Produkte und Methoden im Hotel und in der Landwirtschaft, obwohl sie kostengünstiger wären, erforderte eine genaue und umfangreiche Planung. Es verlangt einen sorgfältigen Übergang zu umweltfreundlichen Alternativen, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch wirtschaftlich tragbar sind. Dass dies zu zusätzlichen Investitionen und möglicherweise auch Anpassungen der Arbeitsabläufe führt, war uns aber von Anfang an bewusst. Die Überzeugung und das Engagement ist entscheidend, um erfolgreich auf eine nachhaltigere Unternehmensweise zu setzen.
TMV:
Wie kommunizieren Sie Ihre nachhaltigen Angebote und Ihr nachhaltiges Handeln gegenüber Ihren Gästen und Ihren Mitarbeitern?
Schulz:
Wir haben eine Kategorie "Umweltengagement von A bis Z" auf unserer Website angelegt, in der Besucher und Interessierte detaillierte Informationen zu unseren Nachhaltigkeitsinitiativen und -maßnahmen finden. Auf unserer Website und auf unseren Social-Media-Kanälen kennzeichnen wir zusätzlich unseren Nachhaltigkeitsfokus. Darüber hinaus ist unser Unternehmen auf verschiedenen Plattformen im Internet gelistet, die weltweit biointeressierte, vegetarische und vegane Gäste und Gastgeber zusammenbringt. Außerdem bieten wir im Rahmen unseres Hotelprogramms regelmäßig Vorträge zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen an. Diese Vorträge informieren unsere Gäste und Mitarbeiter über nachhaltiges Handeln und umweltfreundliche Praktiken und ermutigen, selbst einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.
TMV:
Was sehen Sie als große Herausforderung in den nächsten Jahren in Ihrem Betrieb, aber auch darüber hinaus in der Region?
Schulz:
Der Klimawandel und die damit einhergehende Trockenheit stellen uns in der Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Die nächsten Jahre erfordern innovative Lösungen, an denen wir arbeiten müssen. Darüber hinaus macht uns der Fachkräftemangel große Sorgen. Seit 2022 kämpfen wir darum, Personal für die Gastronomiebranche zu gewinnen. Kreative Ansätze zur Rekrutierung und Bindung von qualifizierten Mitarbeitern werden in Zukunft immer bedeutsamer, um ein intaktes Team aufstellen zu können.