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Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz: Begriffe, Abgrenzung und Bedeutung für die Tourismusentwicklung

18.08.2022

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Eine hohe Tourismusakzeptanz und ein ausgeprägtes Tourismusbewusstsein sind Voraussetzungen für einen langfristig erfolgreichen Tourismus. Während das Tourismusbewusstsein das Wissen und die Reflexion über das System Tourismus umfasst, beschreibt die Tourismusakzeptanz die subjektive Einstellung der Bevölkerung zu den wahrgenommenen Auswirkungen des Tourismus.

Definition und Begriffserklärungen Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz © TMV

Unter Tourismusbewusstsein wird eine ganzheitliche Wahrnehmung des Tourismus verstanden. Es geht um Wissen über das „System Tourismus“, seine ökonomische, soziale und ökologische Bedeutung sowie um die kritische Reflexion seines Stellenwertes für das Leben vor Ort (vgl. Müller, 2008). Bewusstsein bildet somit die Grundlage für eine informierte Meinungsbildung. Fehlt dieses Wissen, führt das nicht zwingend zu Ablehnung, sondern häufig zu Neutralität oder Gleichgültigkeit.

Das Bewusstsein wird insbesondere durch den Zugang zu Bildung und Information, die Qualität öffentlicher Kommunikation und Transparenz, die wahrgenommene Tourismusintensität in der Region, Möglichkeiten des sozialen Austauschs und Dialogs sowie durch grundlegende Werte und Einstellungen zu Nachhaltigkeit und Teilhabe beeinflusst. Maßnahmen, die auf die Förderung des Tourismusbewusstseins abzielen, setzen daher primär auf Information, Aufklärung und Dialog.

Demgegenüber beschreibt Tourismusakzeptanz die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den wahrgenommenen positiven und negativen Auswirkungen des Tourismus auf die Lebensumwelt basierend auf dem vorhandenen Bewusstsein (vgl. Schmücker & Eisenstein, 2021). Die Akzeptanz ist deutlich subjektiver, wertender und emotionaler geprägt als das Bewusstsein. Sie zeigt sich in Zustimmung oder Ablehnung und beruht auf individuellen Erfahrungen mit Nutzungskonflikten, Veränderungen im Ortsbild oder saisonalen Ballungstendenzen. Besonders in stark besuchten Seebädern und Erholungsorten werden diese Phänomene sichtbar.

Beeinflusst wird die Akzeptanz vor allem durch die Intensität des Tourismus und saisonale Spitzenbelastungen, durch wahrgenommene Nutzungskonkurrenzen um Raum und Infrastruktur, durch sozio-kulturelle Spannungen im Hinblick auf Werte und Identität, durch wirtschaftliche Abhängigkeiten sowie durch politische Rahmenbedingungen. Maßnahmen, die auf die Steigerung der Tourismusakzeptanz abzielen, setzen daher primär auf Konfliktprävention und Konfliktlösung.

Tourismusbewusstsein und Tourismusakzeptanz stehen in einem engen Zusammenhang. Ein ausgeprägtes Bewusstsein ist häufig eine Voraussetzung für stabile Akzeptanz, aber nicht zwingend mit Zustimmung verbunden. Umgekehrt kann eine starke Zustimmung oder Ablehnung zum Tourismus bestehen, ohne dass ein vertieftes Wissen oder Bewusstsein über das System Tourismus vorhanden ist. Beide Dimensionen – Bewusstsein und Akzeptanz – sind somit eigenständige Handlungsfelder, die unabhängig voneinander oder parallel bestehen können.

Literaturverweise 

  • Müller, H. (2008): Freizeit und Tourismus – Eine Einführung in Theorie und Politik (= Berner Studien zu Freizeit und Tourismus 41). Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus der Universität Bern.
  • Schmücker, D. & Eisenstein, B. (2021): Tourismusakzeptanz in der Wohnbevölkerung – Messmethode und Ergebnisse. Geographie und Landeskunde, 64(3), S. 206-224.
  • Deutsches Institut für Tourismusforschung (FH Westküste) & Deutscher Tourismusverband e. V. (2022): Tourismus im Einklang mit den Einheimischen vor Ort möglich machen: Maßnahmen zur Förderung der Tourismusakzeptanz. Heide & Berlin.