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Wohlstand bewahren: IHKs in MV veröffentlichen Acht-Punkte-Forderungskatalog

13.09.2022

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Bezahlbare Energie und Fachkräfte sichern, Belastungen für Unternehmen senken!

© IHKs in MV: Wohlstand bewahren! Foto: IHKs in MV

Die Industrie- und Handelskammern in MV (IHKs in MV) sehen die aktuellen Entwicklungen mit großer Sorge. Eine Vielzahl an zusätzlichen Belastungen treiben viele Unternehmen in eine unverschuldete und existenzbedrohende Situation. Neben der Energiekrise, dem Fachkräftemangel, Lieferengpässen, der Anhebung des Mindestlohns und damit der Neuordnung des gesamten Lohngefüges und einem zusätzlichen Feiertag in MV wirken gut zwei Jahre der Pandemie und der damit einhergehenden tiefen Einschnitte auf die Wirtschaft.

Energiesicherheit und -versorgung:

Energie ist der Treibstoff, ohne den die Wirtschaft nicht laufen kann. Gerade deshalb sind die stark gestiegenen Energiepreise eine existenzbedrohende Belastung für immer mehr Betriebe. Die Rückgänge aber, die aktuell beim Gasverbrauch der Industrie verzeichnet werden können, beruhen sehr stark auf Betriebsstilllegungen oder Produktionseinschränkungen in der Industrie. Auch Geschäftsaufgaben im Bereich Handel und Dienstleistungen wegen unbezahlbarer Energiepreise sind bereits bittere Realität. Schon jetzt betrage der Verlust an Wertschöpfung allein in der Industrie unmittelbar rund 20 Milliarden Euro. Jeden Monat, in dem die Preise hoch bleiben, werden mehr Betriebe schließen. Wohlstandsverluste in bislang unvorstellbarem Ausmaß wären die Konsequenz.

Am 03.09.2022 hat die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket des Bundes zur Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung und zur Stärkung der Einkommen beschlossen. Das sogenannte Entlastungspaket III geht jedoch mit Wucht an der Wirtschaft vorbei. Die Bundesregierung verkennt hier die Rolle der Unternehmen, bei denen die dringend benötigte Wertschöpfung stattfindet, die unser aller Einkommen sichert. Das Gebot der Stunde muss jetzt Klarheit sein: Klarheit über wirksame Entlastungen bei Strom- und Gaspreisen für Unternehmen. Dabei ist die Senkung der Energiekosten der entscheidende Hebel.

Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern haben sich gemeinsam am Freitag, 09.09.2022 in Rostock auf ein Forderungspapier verständigt. Die rund 85.000 Mitgliedsunternehmen der drei Industrie- und Handelskammern in MV mit ihren ca. 500.000 Mitarbeitenden sind eine der tragenden Säulen des Wohlstandes in unserem Land. Gegenwärtig befinden wir uns alle in einer existenziell bedrohlichen Krise.

„Als Industrie- und Handelskammern in MV kämpfen wir um den Erhalt jedes einzelnen Unternehmens und jedes einzelnen Arbeitsplatzes!“, so Matthias Belke, geschäftsführender Präsident der IHKs in MV.

Fachkräftesicherung

Die Fachkräftesituation stellt die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern vor große Herausforderungen. Auf die Frage nach den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung antworten die Unternehmen in der aktuellen Konjunkturumfrage und auch in den vergangenen Jahren „Fachkräftemangel" und den hiermit in Verbindung stehenden „Arbeitskosten". Damit nehmen diese Problemstellungen seit Jahren die vorderen Plätze bei den Risiken ein. Die Unternehmen suchen zu ca. 2/3 vorrangig beruflich Gebildete mit einem Ausbildungsabschluss oder einem Abschluss der höherqualifizierenden Berufsbildung, wie IHK-Untersuchungen belegen.

Der Ausbildungsmarkt ist weiterhin sehr aufnahmefähig. Die IHKs in MV erwarten Eintragungszahlen von neuen Ausbildungsverträgen auf dem Niveau der Vorjahre. Erfreulich sind einzelne Entwicklungen in einzelnen Branchen und Regionen. Laut Statistik der Agentur für Arbeit Nord waren am 31. August 2022 3.900 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt. In nahezu allen Branchen sind weiterhin Ausbildungsplätze zu vergeben. Gleichzeitig ist der Anteil der unversorgten Ausbildungsplatzbewerber auf 1.535 deutlich gestiegen (+10 Prozent). Eine Verbesserung der Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen ist heute notwendiger denn je. Die IHKs in MV bieten Jugendlichen, Eltern, AWT- und BO-Kontaktlehrern viele Unterstützungen. Der Einstieg in die Berufsausbildung ist auch jetzt noch möglich. Ausbildungsplatzsuchende Jugendliche und Eltern können sich an die Ausbildungsberater der Industrie- und Handelskammern in MV wenden. Diese geben gern „Last-Minute-Tipps" zu Ausbildungsberufen und -betrieben. 

Unternehmen werden allein mit der dualen Berufsausbildung ihren Fachkräftebedarf unter dem steigenden Transformationsdruck nicht mehr decken können. Die Qualifizierung von bereits beschäftigten Arbeitnehmern, die Erhaltung und Steigerung der Attraktivität von Lebensräumen als Grundlage für die steigende Binnenzuwanderung und auch die Gewinnung von ausländischen Fachkräften sind Bestandteil der Aktivitäten und Forderungen der Unternehmen. Immer öfter wird z.B. das Instrument der Berufsanschlussfähigen Teilqualifikation (TQ) genutzt. Mitarbeiter können so „on the job" einen aktuellen Berufsabschluss erwerben. Für Menschen mit Zuwanderungshintergrund müssen die Verfahren sowohl inhaltlich als auch zeitlich verschlankt werden.

Belastungsmoratorium

„Wir brauchen ein Belastungsmoratorium“ fordert der Rostocker IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp angesichts der immer weiter steigenden Belastungen für Unternehmen.

Die Folgen der Corona-Pandemie hätten viele Unternehmen gezwungen, ihre über die Jahre ersparten Rücklagen aufzubrauchen. Die gestiegenen Energiekosten brächten daher manches Unternehmen nun in die Zahlungsunfähigkeit. Eine bis zu zehnfache Steigerung der Energiekosten könnten die meisten Unternehmen nicht abfedern. Klaus-Jürgen Strupp: „Jetzt kommt es darauf an Unternehmen zu stabilisieren: Bereits während der Corona-Krise waren viele Unternehmen existenziell betroffen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung auf den Exportmärkten ist unsicher. Funktionierende Unternehmen sind der Garant für sichere Arbeitsplätze und für Steuereinnahmen. Unternehmerinnen und Unternehmer sehen sich in der Verantwortung für ihre Mitarbeitenden, diese in Lohn und Brot zu halten.“

Angesichts der enormen aktuellen Belastungen komme es nun darauf an, dass die Politik Unternehmen entlaste und nicht belaste. Viel Bürokratie, ob infolge des von der EU geplanten Lieferkettengesetzes, durch Pläne der Landesregierung für ein Tourismusgesetz, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, bei der Rückzahlung der vom Land aufgelegten Corona-Darlehen und höhere Arbeitskosten belasteten die Unternehmen in einem zuvor nicht gekannten Ausmaß. Das Eigenkapital der Unternehmen werde aufgezehrt, das schränke Wachstumsimpulse aus eigener Kraft ein. Es nehme den Unternehmen die Luft zum Atmen und dies in einer Zeit, in der viele Betriebe übervolle Auftragsbücher haben, die sie abarbeiten wollen. In dieser fatalen Situation sei es wichtig, dass alle zusätzlichen Belastungen der Unternehmen durch die Politik ausgesetzt werden. In der regionalen Wirtschaft finde die Wertschöpfung des Landes statt.

Es gelte nun die aktuellen Herausforderungen zu meistern: Die explodierenden Kosten zu bekämpfen, die Erneuerbaren Energien ausbauen, das Land als industriellen Standort zu stärken. Alles andere habe katastrophale Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Region. Nur mit starken Unternehmen lasse sich auch das Problem der in fast allen Branchen fehlenden Arbeits- und Fachkräfte angehen.

Klaus-Jürgen Strupp: „Unternehmen, denen es gut geht, investierten in die duale Ausbildung. Sie geben jungen Menschen eine Perspektive – gerade in der Zeit nach der Corona-Pandemie ist dies wichtiger denn je. Viele Argumente also, die eine schnelle und substantielle Entlastung der Unternehmen dringend erforderlich machen.“

Download: Acht-Punkte-Katalog der Vollversammlungen der IHKs in Mecklenburg-Vorpommern