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Angebotsgestaltung für Familien in Zeiten von Corona

28.03.2022

20

5 min

Corona hat Familien in den letzten zwei Jahren auf unterschiedlichste Weise gefordert und erschöpft. Unter welchen Voraussetzungen und mit welchen neuen Wünschen treten sie nun ihren lang ersehnten Familienurlaub an? Touristiker*innen, die sich dieser Bedürfnisse bewusst sind, können ihre Angebote für Familien danach ausrichten und Eltern und Kinder so den ersehnten, erholsamen Urlaub ermöglichen.

Die Corona-Pandemie hat Familien in einer Zeit des Wandels getroffen: die Lebensbedingungen von Familien haben sich in den letzten Jahrzehnten durch den demografischen Wandel, die diversifizierten Familienstrukturen und die Digitalisierung sehr modifiziert. Dabei haben Familien in dem durch die Pandemie angespannten Alltag ganz unterschiedliche Erfahrungen machen müssen.

Besonders getroffen hat die Corona Pandemie bildungsfernere und wirtschaftlich schwache Familien, für die Homeschooling eine größere Herausforderung war und die von Kurzarbeit überdurchschnittlich belastet waren. Auch Alleinerziehende waren von den Auswirkungen außergewöhnlich stark betroffen, zudem standen sie psychisch unter höherem Druck, da sie die Situation alleine bewältigen mussten. Studien ergeben auch, dass Familien, die in Großstädten wohnen und dementsprechend über weniger Raum verfügen überproportional unter den Folgen der Corona Pandemie gelitten haben. (Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Auswirkungen der Corona-Krise auf das Familien- und Erwerbsleben, März 2021)

Der Umgang mit diesen Herausforderungen ist verschieden gut gelungen – abhängig von den persönlichen Ressourcen und Lebensumständen. Deutlich geworden ist der Bedarf nach einer besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, einem verlässlichen Betreuungsangebot und einer schnelleren Digitalisierung im Bildungsbereich.

Kinder und vor allem Jugendliche haben besonders unter dem mangelnden Kontakt zu Gleichaltrigen gelitten und der oft nicht möglichen (und für dieses Alter so wichtigen) Abgrenzung zu Eltern und Familie, da ab dem Beginn der Pubertät die Auseinandersetzungen mit Peers und Familie zur Identitätsentwicklung immer wichtiger werden. Daher haben sie weiterhin einen sehr hohen Nachholbedarf, vor allem im persönlichen Kontakt mit anderen.

„Nachholen“ ist das Thema für Familien: Viele Familien möchten den Urlaub nachholen, ein Bedürfnis, das auch von der Bundesregierung mit dem Programm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" unterstützt wird. Ziel ist es, auch wirtschaftlich schwächeren Familien eine Erholung von den Belastungen der vergangenen Monate während der Pandemie mit dem Angebot „Corona-Auszeit für Familien“ zu ermöglichen. Auch Touristiker*innen bestätigen den Nachholbedarf, so sagt bspw. Stephanie Pflock vom Eigenbetrieb "Kurverwaltung Ostseebad Trassenheide" zu dem Thema: „Das sonst gewohnt Normale, in Form des Urlaubs, wurde zum Luxus und die Wertschätzung hat zugenommen“

Was heißt das konkret? Wie können touristische Leistungsträger*innen den modifizierten Bedürfnissen von Familien nach zwei Jahren Corona-Pandemie Rechnung tragen?

Die Basis für ein angepasstes Angebot ist das Verständnis und das Wissen darum, dass Eltern und Kinder dünnhäutiger und emotional belasteter sind.

Für die Kommunikation bedeutet das folgerichtig Verständnis zu haben für mehr Nachfragen, für die immer wieder gleichen Fragen und viel Geduld für die Familien und ihre Unsicherheiten bei der Urlaubsplanung in Zeiten der immer noch fortlaufenden Pandemie. Ob sie von der Angst vor Ansteckung geleitet werden, von der Unsicherheit, welche Leistungen sie erwarten können, wie der Infektionsschutz gewährleistet wird oder welche Voraussetzungen sie für den Zugang zu unterschiedlichen Leistungen erfüllen müssen (Impfausweise, Tests). Hier hilft eine klare und geduldige Kommunikation auf den unterschiedlichen Ebenen vom Gespräch über schriftliche Auskünfte bis zur Vermittlung über Bilder auf der Website, die in ihrer Gesamtheit Familien bei der Planung und ihrem Aufenthalt anspricht und unterstützt.

Das Angebot bietet viele Möglichkeiten, den Bedürfnissen von Familien Rechnung zu tragen  - ob als Hotel, als Tourismusort, Freizeitanbieter oder in der Gastronomie. Stephanie Pflock vom Eigenbetrieb "Kurverwaltung Ostseebad Trassenheide" schildert ihre Erfahrungen, was besonders gut bei den Familien angenommen wurde: „Neues entdecken, Abenteuer erleben und all´ dies in der Natur, das sind Veränderungen in den Bedürfnissen der Familien die wir festgestellt haben. Noch nie war der Drang nach Aufenthalt in der „Freiheit“ so groß. Insbesondere das Thema der Natur und dem Wertlegen auf Nachhaltigkeit im Urlaub haben seit dem Beginn der Pandemie zugenommen.“

Was braucht es also JETZT für Angebote? Am besten ein vielfältiges Programmangebot, das sich an den unterschiedlichen und veränderten Bedürfnissen von Familien orientiert! Hier ein paar konkrete Beispiele, mit denen Familien abgeholt werden können:

  • Angebote für Familien mit Eltern aus systemrelevanten Berufen, die im Alltag wenig Familienzeit hatten und haben und sich sicherer fühlen, wenn sie unter sich bleiben.
  • Gemeinsame Erlebnisse für die Familien zur Stärkung des Familienlebens.
  • Workshops, Sport-und Kreativangebote für alle, die sich mal wieder neu erleben möchten.
  • Angebote in der Natur und mit der Natur – auch als Gegengewicht zu verstärktem Medienkonsum in der letzten Zeit: Wanderungen, Schnitzeljagden, Geocachen und Naturerkundung.
  • Sport und Bewegung für die, die in der letzten Zeit viel zu viel Zeit zuhause verbringen mussten wie Strandolympiade, Volleyballturniere oder Tipps für Paddel- oder Fahrradtouren.
  • Eine Kinderbetreuung, sodass die Kinder mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen und die Eltern mal Zeit für sich und einander haben.
  • Ein betreutes Kinderessen im Hotel, sodass die Eltern mal alleine genießen und reden können.
  • Babysitting für Eltern von Kleinkindern, die dringend eine Auszeit benötigen.
  • Schwimmkurse für alle Kinder, die (weiter verstärkt durch Corona) noch nicht schwimmen können. Denn 70.000 Kinder haben nach Einschätzung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im vergangenen Jahr nicht schwimmen gelernt.
  • Treffpunkte und Angebote im Ort, um andere Kinder desselben Alters / Teens kennen zu lernen - ein verstärktes Bedürfnis von Einzelkindern und Teens.
  • Begegnungen und Austausch mit anderen Erwachsenen, vor allem für Alleinerziehende, zum Beispiele gemeinsame Wanderungen, Lagerfeuerabende, in denen sich automatisch ein zwangloser Austausch ergibt.
  • Viele Angebote an der frischen Luft, um die Infektionsgefahr und die evtl. Einschränkungen klein zu halten, vom Tanzkurs über das Kasperle-Theater bis zum Basteln im Wald oder die Bernsteinsuche am Strand.
  • Möglichkeiten für Arbeitsplätze, auch im Urlaub, sodass Eltern während einer Kinderbetreuung ein paar Stunden ungestört ihrer Arbeit nachgehen können, denn die Corona-Pandemie hat den Wandel in der Arbeitswelt beschleunigt und zu einer zunehmenden Entgrenzung von Arbeit und Freizeit geführt.
  • Kreative Ideen, um je nach Vorgaben Corona konform zu agieren: z.B. das Ausleihen von Spielkisten mit unterschiedlichen Inhalten.
  • Weitere tolle Anregungen für Aktivitäten gibt es auch beim Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH).

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