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Achtsamkeit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit bei Ostseecamping Peenemündung in Freest

11.12.2023

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4 min

Mit einem klaren Bekenntnis zur Regionalität und Nachhaltigkeit hat sich der Campingplatz erfolgreich positioniert. Vom papierlosen Buchungsprozess bis zur Förderung der klimafreundlichen Anreise spiegelt sich das Engagement wider. Die Gäste schätzen nicht nur die naturnahe Umgebung, sondern auch den persönlichen Kontakt und das nachhaltige Engagement der beiden Gastgeber.

Im Interview: Alexandra und Michael Heck

Inhaber des Campingplatzes Ostseecamping Peenemündung in Freest und der Ferienapartments SCHUSTER-ACHT in Wolgast

Familie Heck

Nachhaltigkeit ist, wenn alles in Summe zusammenpasst. Dogmatische Diskussionen über Nachhaltigkeit sind am Ende eben nicht nachhaltig.

Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern:

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Euch und worauf legt Ihr dabei besonderen Wert?

Familie Heck:

Der Begriff Nachhaltigkeit spielte früher keine große Rolle, mittlerweile ist er aber schon wieder verbraucht. Die Thematik wird in allen Bereichen immer wichtiger. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, dass Dinge erhalten bleiben und wir einen Beitrag leisten, unser Umfeld zu pflegen, zu verbessern und auf sinnhafte Weise Schönes zu bewahren – so ist der Grundgedanke der ursprünglichen Definition von Nachhaltigkeit. Für uns hat der Wald, der uns umgibt, einen besonderen Wert. Beim Kauf des Campingplatzes haben wir ihn als selbstverständlich hingenommen und auch unsere Gäste nehmen ihn als selbstverständlich. Jedoch fließen viel Zeit, Arbeit und Geld in den Erhalt dieses Waldes, der unseren Platz ausmacht.

TMV:

Welche Maßnahmen zur nachhaltigen Aufstellung des Betriebs habt Ihr unternommen? Wo lagen die größten Herausforderungen und wie habt Ihr diese bewältigt?

Familie Heck:

Wir arbeiten mittlerweile komplett papierlos. Zur Reservierung bekommen die Gäste einen Link, es gibt auch keine PDF´s mehr. Der Buchungsprozess in digitalisiert und verschlankt. Die freigewordenen Ressourcen können wir in die nachhaltige Entwicklung investieren. Unser Campingplatz läuft bargeldlos. Wir versuchen den Begriff Nachhaltigkeit weiterzudenken – es ist zum Beispiel auch nachhaltig, wenn ein Gast im nächsten Jahr wiederkommt.

TMV:

Wählen die Gäste Euren Campingplatz aufgrund Eurer nachhaltigen Ausrichtung oder wird es eher als angenehme Nebeninformation oder gar nicht wahrgenommen?

Familie Heck:

Es ist ganz sicher ein Reiseanlass für unsere Gäste. Unsere Zielgruppe, mit Zelt oder VW-Bus, kommt sowieso auf Plätze wie unseren, aber es gibt auch immer mehr Wohnmobilisten, die genau das suchen. Immer mehr jüngere Gäste zelten, es ist ein Trend sich auf einen minimalistischen Urlaub zu reduzieren.

TMV:

Wie kommuniziert Ihr Eure Aktivitäten „tue Gutes und sprich darüber“?

Familie Heck:

Bei der Überarbeitung der Webseite möchten wir das Thema Nachhaltigkeit über Story-Telling mitteilen und erzählen, was der Wald über das Jahr so erlebt. Wir kommunizieren auch, dass wir mit 100 Prozent Ökostrom arbeiten und haben wo möglich auf elektrische Energie aus Wind- oder Wasserkraft umgestellt. Andere Bereiche sind schwieriger umzusetzen, zum Beispiel ein vollständig regionales Sortiment in unserem Kiosk. Alexandra macht eine Ausbildung, um demnächst Waldbaden ins Angebot mit aufzunehmen. Die Gäste hier kommen zur Ruhe, bauen Stress und Anspannung ab, besser als auf anderen Campingplätzen.

TMV:

Ihr motiviert Eure Gäste zur klimafreundlichen Anreise mit ÖPNV und bietet die Abholung vom Bahnhof an. Erkennt Ihr eine verstärkte Nachfrage dieser Angebote?

Familie Heck:

Wir möchten die Anreise mit dem ÖPNV fördern. Das ist für unsere Ferienwohnungsgäste in Wolgast noch leicht zu kommunizieren – in Fresst wird es schon schwieriger. Hier fährt zum Beispiel am Wochenende gar kein Bus, aber immer mehr Gäste wollen autofrei anreisen. Wir sind natürlich kein Taxiunternehmen und in der Hauptsaison fehlt die Zeit die ganzen Anreisen abzudecken. Hier haben wir leider wenig Einfluss, die Situation zu verbessern. Die Unzuverlässigkeit der Bahn muss man zusätzlich einkalkulieren, das lässt sich schwer mit dem Check-in auf dem Campingplatz vereinbaren. Hier würde eine Verbesserung der Anbindung des ÖPNV uns die Arbeit erleichtern.

TMV:

Was würdet Ihr anderen Anbietern in der Region ans Herz legen, wie sie mit einer umweltfreundlicheren, nachhaltigeren Bewirtschaftung beginnen können?

Familie Heck:

Wir können den Praxisleitfaden des TMV für die schnelle Umsetzung kleiner Maßnahmen empfehlen. Regelmäßig reinschauen und immer wieder vornehmen, um den internen Nachhaltigkeitsprozess regelmäßig zu verbessern. Jeder sollte sich den Leitfaden einmal im Jahr vornehmen und Potenziale in seinem Betrieb erkennen.

TMV:

Welche Ziele habt Ihr Euch in den nächsten drei bis fünf Jahren in den Bereichen Qualität und Nachhaltigkeit gesetzt? Welche Chancen und Herausforderungen seht Ihr in den nächsten Jahren?

Familie Heck:

Neben dem bereits genannten Angebot des Waldbadens möchten wir unsere Nutzung der Ressource Wasser nachhaltiger gestalten, das entnommene Holz aus unserem Wald besser verwerten und langsam über Aufforstung nachdenken. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Unternehmensnachfolge und die Frage, wie viele Investitionen noch sinnvoll sind. Wir denken hier auch über alternative Geschäftsformen nach, das heißt ein Betrieb, der sich selbst gehört. Es wird eine Herausforderung, einen Nachfolger zu finden, der das Unternehmen in unserem Sinne weiterführt. Wir würden gerne ein Carport mit Solaranlage auf unserem Parkplatz bauen, was eine unmögliche Investition aus eigenen Mitteln darstellt. Hierfür suchen wir noch nach Fördermöglichkeiten oder Finanzierungsmodellen.

TMV:

Was wünscht Ihr Euch für die touristische Entwicklung in der Region und was würdet Ihr gerne anderen Anbietern ans Herz legen?

Familie Heck:

Wir wünschen uns ganz klar eine Verbesserung des ÖPNV, sonst wird die klimafreundliche Anreise nicht möglich sein. Wir wünschen uns sinnvolle Konzepte und deren Umsetzung für den Erhalt der kleinen Küstenfischerei, die unseren Fischerort Freest prägt und touristisch attraktiv macht. Mit unserem neu gegründeten Verein Fischerdorf e. V. möchten wir die Aufmerksamkeit für das Berufsbild des Fischers vorantreiben, informieren und Leute mitnehmen. Wir wünschen uns eine ausgewogene Entwicklung von Wirtschaft, Tourismus und Bürgern in der Region am Greifswalder Bodden unter Berücksichtigung der ökologischen Nachhaltigkeit – Chancen nutzen, bestehende Infrastruktur nutzen, auch Zwischenlösungen akzeptieren und das alles den Gästen entsprechend kommunizieren.