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Auch ohne Lockdown: Rund ein Drittel der touristischen Unternehmen in MV in Nöten

20.01.2022

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3 min

Branche bereitet Vorschlag fĂŒr Regeln ab Ostern vor

Rund jedes dritte Beherbergungsunternehmen hat durch die pandemiebedingten EinschrÀnkungen Mitarbeiter verloren. © TMV

Auch ohne Lockdown: Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern hat heftig zu kĂ€mpfen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Landestourismusverbandes unter knapp 350 Beherbergungsunternehmen, darunter Hotels, Ferienwohnungen und CampingplĂ€tze, sowie rund 130 Freizeitanbieter, hervor. Demnach sind aktuell 29 Prozent der Beherbergungsbetriebe und 30 Prozent der Freizeitanbieter auf staatliche Hilfe angewiesen (vgl. Beherberger Januar 2021: 59 Prozent). Die Art der benötigten Hilfen verteilt sich dabei wie folgt bei den Beherbergungsunternehmen: 87 Prozent haben Kurzarbeitergeld beantragt (Freizeitanbieter: 21 Prozent), 55 Prozent nutzen die ÜberbrĂŒckungshilfe III Plus (Freizeitanbieter: 21 Prozent), 65 Prozent die ÜberbrĂŒckungshilfe IV (Freizeitanbieter: 25 Prozent), 23 Prozent Kredite oder Darlehen (Freizeitanbieter: elf Prozent), 16 Prozent nicht rĂŒckzahlbare ZuschĂŒsse (Freizeitanbieter: zwölf Prozent) und sechs Prozent einen möglichen zeitlichen Aufschub zur Bedienung ihrer Verbindlichkeiten (Freizeitanbieter: fĂŒnf Prozent). Blieben staatliche Hilfen aus, mĂŒssten sieben Prozent der Beherberger ihr GeschĂ€ft unmittelbar aufgeben, 23 Prozent zu Ende MĂ€rz und 16 Prozent zu Ende Juni; 54 Prozent könnten darĂŒber hinaus bestehen. Bei den Freizeitanbietern sieht es Ă€hnlich aus: Beim Ausbleiben der Hilfen mĂŒssten 13 Prozent der Beherberger unmittelbar aufgeben, 16 Prozent wĂŒrden bis Ende MĂ€rz und 19 Prozent bis Ende Juni durchhalten; 52 Prozent könnten darĂŒber hinaus existieren. Fast jeder vierte Beherbergungsbetrieb (24 Prozent) und jeder dritte Freizeitanbieter (34 Prozent) bezeichnet seine wirtschaftliche Lage als gefĂ€hrdet beziehungsweise akut gefĂ€hrdet.

Dazu Tobias Woitendorf, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Landestourismusverbandes: „Die wirtschaftliche Lage im Tourismus ist durch die aktuellen EinschrĂ€nkungen auch ohne förmlichen Lockdown sehr angespannt. Es fehlt an UmsĂ€tzen, Planungssicherheit, BeschĂ€ftigung und Perspektive. Und es greift die Angst um sich, dass der Tourismusmotor so spĂ€t wie im vergangenen Jahr auf Touren kommen darf. Die Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommern wĂŒnscht sich einen klaren, nachvollziehbaren und verstĂ€ndlichen Handlungsrahmen fĂŒr GĂ€ste und Gastgeber, der spĂ€testens ab Ostern zum Tragen kommt und mehr Handlungsfreiheit als die aktuell geltenden 2G-Plus-Regeln bringt. Um eine verlĂ€ssliche Planungsrundlage fĂŒr die Saison 2022 zu schaffen, bereite die Branche einen Vorschlag fĂŒr Corona-Regeln zum Reisen ab Ostern vor, der der Landespolitik vor der nĂ€chsten MinisterprĂ€sidentenkonferenz am 24. Januar 2022 unterbreitet wird.

ZurĂŒckhaltung beim Buchen / Blick ins Jahr dennoch optimistischer als 2021
Der unmittelbare Einfluss der Pandemie wird vor allem beim Buchungsverhalten deutlich: Mehr als jeder zweite Beherberger (55,2 Prozent) gab an, dass GĂ€ste fĂŒr den gesamten Reisezeitraum zurĂŒckhaltender buchen, rund 37 Prozent konstatieren dieses Verhalten fĂŒr die Sommersaison, 32 Prozent nehmen fĂŒr diesen Zeitraum mehr Buchungen wahr.

In Bezug auf die Auslastung und im Vergleich zum Vorjahr blickt die Branche etwas optimistischer ins Jahr: Folgende Auslastung erwarten die Beherbergungsbetriebe in den kommenden Monaten: fĂŒr Februar rund 22 Prozent, fĂŒr MĂ€rz rund 26 Prozent (MĂ€rz 2021: 19,3 Prozent), fĂŒr April rund 51 Prozent (April 2021: 37,5 Prozent) und fĂŒr Mai rund 65 Prozent (Mai 2021: 57,7 Prozent).

Personalmangel wird zum Dauerthema / Service kann nicht mehr vollumfÀnglich aufrechterhalten werden
Rund jedes dritte Beherbergungsunternehmen (33,5 Prozent) hat durch die pandemiebedingten EinschrĂ€nkungen BeschĂ€ftigte verloren und zwar durchschnittlich 27 Prozent. Der Mitarbeiterschwund geht bei rund jedem vierten Beherbergungsunternehmen sowie bei rund 40 Prozent der Freizeitanbieter mit einer Reduzierung des Angebotes einher. So gaben die Befragten an, dass in der Gastronomie vor allem an der Stellschraube Öffnungszeiten gedreht wird. Zudem haben manche Restaurants das À-la-carte-GeschĂ€ft eingestellt, wĂ€hrend im Beherbergungsbereich Arbeitskraft und Zeit gespart werden, indem zum Beispiel Betten nicht mehr vorab bezogen und Zimmer-Service seltener angeboten wird.

PrĂ€ferenzen fĂŒr Regeln zur Anreise und Aufenthalt / Freiheit fĂŒr Geboosterte
Befragt nach den Regeln, die zukĂŒnftig bei Anreise fĂŒr GĂ€ste gelten sollten, sprechen sich die meisten befragten Unternehmen (rund 40 Prozent) fĂŒr die 3G-Regel aus; 32 Prozent befĂŒrworten weiterhin einen Anreisetest fĂŒr alle, wĂ€hrend 21 Prozent keine Regeln fĂŒr die Anreise möchten. Insgesamt prĂ€feriert die deutliche Mehrheit (Beherberger 82 Prozent, Freizeitanbieter 66 Prozent) bundeseinheitliche Corona-Regeln fĂŒr das Reisen.

Im Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern sollen sich nach Mehrheitsmeinung Geboosterte ohne weitere Tests frei bewegen können. Das gaben 56 Prozent der Beherberger an. Eine Testpflicht alle drei Tage in Beherbergungsbetrieben befĂŒrworten 28 Prozent; Ă€hnlich viele Befragte (29 Prozent) sprechen sich fĂŒr eine Testpflicht vor der Nutzung von Freizeitangeboten aus. Nur drei Prozent plĂ€dieren fĂŒr eine tĂ€gliche Testpflicht in Beherbergungsbetrieben.

Zu den Umfrageergebnissen:
a) Beherbergungseinrichtungen
b) Freizeiteinrichtungen