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Bäderverband MV ist Treiber der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung

13.08.2019

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3 min

Bäderverband MV ist Treiber der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung

Im Interview: Annette Rösler

Geschäftsführerin des Bäderverbandes Mecklenburg-Vorpommern

Über die Entwicklung des Gesundheitstourismus und der Kur- und Heilwälder in MV

TMV:

Seit gut vier Monaten sind Sie neue Geschäftsführerin des Bäderverbandes Mecklenburg-Vorpommern? Was waren Ihre ersten Aktionen?

Annette Rösler:

Wir sind ein gut aufgestellter Fach- und Lobbyverband für Kur- und Erholungsorte und setzen uns seit mehr als 20 Jahren für die Interessen der Kur- und Rehakliniken ein. Da liegt es auf der Hand, dass ich in den ersten Monaten unsere Mitglieder besucht habe. In vielen ausführlichen Gesprächen konnte ich in Erfahrung bringen, wo der Schuh drückt und welche klaren Erwartungshaltungen es an uns gibt. Das Spektrum ist breit gefächert und reicht von zeitgemäßen Änderungen rechtlicher Grundlagen bis hin zur Schaffung guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den Kureinrichtungen. Komplexe Herausforderungen, wie Arbeitskräftemangel oder die finanzielle Stabilität der Dienstleister im Gesundheitswesen, sind nur auf bundespolitischer Ebene zu lösen. Lobbyarbeit ist langwierig und in der Regel nicht unmittelbar sichtbar.

TMV:

Welche Hauptthemen bearbeiten Sie aktuell gemeinsam im Verband?

Rösler:

Ein wichtiges Thema war und ist die Vorsteuerabzugsberechtigung von Kommunen. Zum einen sind Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge zu leisten, wie der Erhalt von gewidmeten Straßen und Wegen, zum anderen sind Investitionen im Kontext mit dem Tourismus zu tätigen. Das Finanzministerium hat federführend eine Handreichung mit beteiligten Ministerien erstellt, die final dafür sorgen kann, Planungs- und Rechtssicherheit in den Kommunen zu gewährleisten. Weiterhin sehe ich den Bäderverband als Treiber der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung. Nicht erst in der Landestourismuskonzeption wurde festgestellt, dass der Fokus auf Qualität statt Quantität im Tourismus gelegt werden muss. So bietet das Kurortegesetz mit festgeschriebenen Qualitätskriterien zur Infrastruktur in den Kur- und Erholungsorten eine Orientierung. Das Gesetz ist in die Jahre gekommen und bedarf einer Novellierung. Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung finden dort aktuell nicht statt. Nur wenn wir auch im gesetzlichen Rahmen mit der Zeit gehen, können wir die Leistungsstärke unserer Kur- und Erholungsorte erhalten und den vom Gast erwarteten Qualitätsanspruch erfüllen. Der Bäderverband ist ein Netzwerk und wichtiges Bindeglied zwischen den Orten und Kureinrichtungen sowie der Landesregierung und den Ministerien. Etabliert haben sich die regelmäßigen Veranstaltungen wie Bürgermeister-Runden, Kurdirektoren-Talks und auch die Reha-Stammtische. So informieren wir zeitnah über Entwicklungen, können mit Fachreferenten Herausforderungen angehen. Wichtig ist, dass wir zuhören und mit unseren Partnern in der Politik und den Kostenträgern im Gesundheitswesen Lösungen anbieten.

TMV:

Wie wird sich der Gesundheitstourismus Ihrer Meinung nach zukünftig entwickeln?

Rösler:

Die Menschen sind im Umgang mit sich selbst fürsorglicher geworden. Es ist selbstverständlich, dass man auch in höherem Alter leistungsfähig sein möchte und muss. Gesundheit ist aus meiner Sicht kein bewusster Reiseanlass, dennoch sind breitgefächerte Angebote rund um Gesundheit und Vorsorge notwendig. Unser Bundesland bietet neben der wunderbaren Natur auch eine breite Palette an ortsgebundenen Heilmitteln. Die Wirkung von Moor oder Sole und unser mildes Reizklima bieten Alternativen zur klassischen Schulmedizin. Wir müssen weiter daran arbeiten, hochwertige Angebote für den zweiten Gesundheitsmarkt zu entwickeln, wobei wir hier klar vom Bereich Wellness abgrenzen. Problematisch sehe ich das Thema freier Kapazitäten in den Kur- und Rehakliniken. Die Wartezeiten für eine Kur oder Reha sind lang. Nicht nur bei uns im Land, das gilt bundesweit.

TMV:

Wie entwickelt sich das Konzept „Kur- und Heilwald“?

Rösler:

Seit knapp sechs Jahren befasst sich der Bäderverband mit der Entwicklung von Heilwäldern und Kurwäldern. Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen einer bloßen Zertifizierung eines Waldstückes und einer Ausweisung per Verordnung. Im Landeswaldgesetz Mecklenburg-Vorpommern sind Heilwälder und Kurwälder verankert, das ist bundesweit einmalig. Voraussetzung für die Ausweisung sind vorliegende Waldgutachten und medizinische Gutachten. Im November 2016 wurde der erste Kur- und Heilwald Europas in Heringsdorf eröffnet. Bis 2021 werden wir sechs ausgewiesene Heilwälder im Land haben. Um die medizinische Wirkung eines Heilwaldes zu untermauern, führen wir mit der Universität Hamburg eine Studie im Bereich chronischer Schmerzen durch. Zudem werden in Mecklenburg-Vorpommern gerade mehr als 20 Waldtherapeuten ausgebildet. Der resolute Schutz des Waldes sorgt international für Furore. Zahlreiche Länder aus Europa und Amerika, unter anderem Spanien, Finnland und den USA, kooperieren mit uns oder nutzen unsere Erfahrungen.


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