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Gutshof Liepen – Qualität durch Regionalität und Nachhaltigkeit

16.05.2022

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Das Hotel und Restaurant Gutshof Liepen im Peenetal überzeugt mit seiner Sensibilität für Nachhaltigkeit und Regionalität. Im eigenen Hofladen werden regionale Produkte geboten und auch im Restaurant stehen frische, regionale Produkte und saisonale Köstlichkeiten auf der Speisekarte. Umweltfreundliche Solarboote lassen Besucher das Peenetal rücksichtsvoll erkunden. Zum Konzept gehört auch die Einbeziehung der Bevölkerung, sodass nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische den Gutshof genießen können.

Im Interview: Birgit Flore

Inhaberin des Gutshofs Liepen

Nachhaltig und regional zu arbeiten, bedeutet nicht nur, regionale Produkte für unsere Gastronomie zu nutzen, sondern auch die regionale Bevölkerung und die vorhandene Umgebung mit einzubeziehen.

Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern:

Das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern möchte sich künftig mit einem nachhaltigen Qualitätstourismus am Markt präsentieren. Denken Sie, der Qualitätsanspruch der Gäste ist gestiegen? Worauf kommt es Ihrer Meinung nach an, um den Qualitätsansprüchen der Gäste gerecht zu werden?

Birgit Flore:

Der Qualitätsanspruch der Gäste ist meiner Meinung nach nicht gestiegen. Gäste sind aus unserer Sicht glücklich über ein funktionales Haus. Das heißt, Hotel und Restaurant sollten zu ihrer Zufriedenheit sein, die Servicequalität muss stimmen, alle Leistungen sollten stimmig ineinandergreifen und miteinander funktionieren. Freundliche und kompetente Mitarbeiter sind dafür das A und O. Dort setzen wir dementsprechend bei der Qualitätssicherung an, die durch eine konstante Umsetzung der Philosophie unseres Hauses gewährleistet wird.

TMV:

Auf Bewertungsportalen hat Ihr Betrieb eine hohe Durchschnittsnote, die laut TrustYou bei 4,5 von fünf Sternen liegt. Das ist ausgesprochen gut und spiegelt Ihr Engagement beim Thema Qualitätsmanagement wider. Welche Wege nutzen Sie zur eigenen Qualitätskontrolle? Welche Maßnahmen setzen Sie um, um den Gästeansprüchen gerecht zu werden?

Flore:

Für die Qualitätskontrolle nutzen wir in erster Linie die direkte Kommunikation mit dem Gast und das direkte Eingehen auf Wünsche und Fragen. Dabei sprechen wir die Gäste direkt und aktiv an, zum Beispiel beim Bedienen im Restaurant. Gästebögen auf den Zimmern dienen zusätzlichem Feedback nach dem Aufenthalt. Diese werden auch häufig genutzt und viele Gäste machen sich die Mühe, umfangreiche Verbesserungsvorschläge zu formulieren und nehmen sich Zeit, den Bogen auszufüllen. Die Qualitätskontrolle auf betrieblicher Ebene wird durch tägliche Abteilungsmeetings und wöchentliche Abteilungsleitermeetings mit der Geschäftsführung sichergestellt. Bemerken wir schlechte Bewertungen, zum Beispiel auf Online-Portalen, versuchen wir, mit den Gästen in Kontakt zu treten und herauszufinden, wie es zu der schlechten Bewertung gekommen ist. So können wir direkt reagieren und Maßnahmen an den entsprechenden Stellen ergreifen.

Je nach Bedarf führen wir auch Mitarbeiterschulungen zu bestimmten Themen durch, die sich aus den Wünschen der Mitarbeiter und der Geschäftsführung, aber auch aus den aktuellen Gegebenheiten, zum Beispiel der Verfügbarkeit von guten Coaches und Angeboten oder konkreten Bedarfen, ergeben.

TMV:

Eine regelmäßige Qualitätsüberprüfung und ein nachhaltiges und stetiges Qualitätsmanagement sollten von touristischen Anbietern nicht unterschätzt werden. Welche Werkzeuge und Prozesse haben Sie in Ihrem Unternehmen etabliert, um eine Qualitätssicherung und -verbesserung umzusetzen?

Flore:

Unser Unternehmen besteht hauptsächlich aus großartigen Mitarbeitern aus der Region. Wir haben knapp 40 Festangestellte und meistens sieben bis acht Saisonkräfte im Sommer. Die Corona-Pandemie hat uns in Bezug auf die Mitarbeitersituation stark getroffen. Deshalb greifen wir seit letztem Jahr auch verstärkt auf polnische Mitarbeiter zurück, ohne die wir große Schwierigkeiten hätten, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Für die Kollegen, die nicht aus der Region stammen, verfügen wir auch über Mitarbeiterwohnungen in Liepen, die vor allem seit der Anstellung der polnischen Kollegen rege genutzt werden. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter sorgt auch für Zufriedenheit bei den Gästen. Natürlich werden auch regelmäßige Teambuildingmaßnahmen durchgeführt, wie zum Beispiel eine jährliche Kurzreise mit einer Übernachtung, auch um bei der Gelegenheit gleich andere Häuser und gastronomische Einrichtungen kennenzulernen.

TMV:

Der Gutshof Liepen vertreibt im eigenen Hofladen Produkte aus der Region. Verbinden die Gäste das Angebot regionaler Produkte mit hoher Qualität?

Flore:

Unser Motto ist „Regional mal anders“, Restaurant und Hofladen sind natürlich feste Bestandteile dieser Devise. Die Erlöse des Hofladens tragen nur minimal zum Umsatz des Hotels bei, was unseren Qualitätsanspruch aber nicht mindert. Die Sensibilität für Nachhaltigkeit und Regionalität bei den Gästen ist natürlich gestiegen, ob es aber schon vor dem Aufenthalt maßgeblich die Buchungsentscheidung beeinflusst, kann ich nicht einschätzen. Wir wissen aber, dass es gut ankommt und die Gäste es als sehr positiv empfinden.

TMV:

Auch im Restaurant wird ein wechselndes Angebot aus frischen, regionalen und saisonalen Produkten angeboten. Wie kommt das Konzept bei Ihren Gästen an? Ist ein Wunsch oder Verlangen der Gäste nach Regionalität zu spüren? In welche Richtung entwickeln sich die Bedürfnisse Ihrer Gäste?

Flore:

Unsere Philosophie ist schon seit Bestehen des Hotels „nachhaltig und regional“. Aufgrund dessen konnten wir uns in der Region etablieren und wachsen. Die Gäste genießen, aufgrund unserer Philosophie und der Lage, die Hotelanlage mit ihren verschiedenen Facetten. Das Thema Nachhaltigkeit interessiert die Gäste erst seit ein paar Jahren. Wir haben jedoch bereits von Anfang an versucht, nachhaltig und regional zu arbeiten. Das bedeutet nicht nur die Nutzung regionaler Produkte für unsere Gastronomie, sondern auch die Einbeziehung der regionalen Bevölkerung und der vorhandenen Umgebung. Dabei war es uns immer besonders wichtig, dass wir den Gutshof Liepen nicht nur für den touristischen Gast, sondern auch für die Einheimischen entwickeln. Der Spa-Bereich beispielsweise, ist vier Mal größer, als man ihn für den Hotelbetrieb benötigt hätte. So profitiert auch die Bevölkerung von der Anlage, kommt gerne vorbei und genießt den Gutshof.

TMV:

Seit Beginn der Corona-Pandemie gingen Sie offen mit Ihren Problemen bei der Mitarbeiterbindung um. Können Sie uns erzählen, was für Maßnahmen im Bereich Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung Sie ergriffen haben, um diesem Personalmangel entgegenzuwirken? Welche Maßnahmen haben Sie als mehr oder weniger erfolgreich empfunden?

Flore:

In der Gastronomie ist es wichtig, Spaß dabei zu haben, am Gast zu arbeiten. Die Einflüsse der Corona-Pandemie, der geburtenschwachen Jahrgänge und das Aussterben des Handwerks sorgen leider dafür, dass es, unabhängig von dem, was man alles für die Mitarbeiter tut, auch in Zukunft schwer sein wird, unsere Betriebe weiterzuführen. Zu unseren Maßnahmen gehören unter anderem Gehaltserhöhungen, angepasste Arbeitszeiten, kostenfreie Mittagsverpflegung, Gesundheitsbonus, Ausflüge und ständige Mitarbeitergespräche.

TMV:

Sie stehen seit Jahren in enger Zusammenarbeit mit anderen touristischen Anbietern, vor allem in der Peeneregion. Was möchten Sie gerne Ihren touristischen Partnern für die Entwicklung zu einer Qualitätsregion ans Herz legen?

Flore:

Für die Entwicklung als touristische Qualitätsregion ist es wichtig, in Verbindung mit der Umgebung zu bleiben und entsprechend der Dimensionen der Nachhaltigkeit, mit dem Vorhandenen zu arbeiten und es zu schützen. Das ist zum einen natürlich das Naturschutzgebiet, zum anderen sind es auch die ländliche Region, die Dörfer und ihre Bewohner, Tiere und Pflanzen. Auf die Region Rücksicht nehmen und darauf, wie sie arbeitet, lebt und tickt, gehört zu unseren Grundsätzen. Ein Beispiel dafür ist unsere Solarbootflotte, welche wir vor zwölf Jahren ins Peenetal geholt haben.

Für die weitere Entwicklung der Peeneregion wünschen wir allen touristischen Freunden und Mitstreitern alles Gute und Durchhaltevermögen.


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