26.11.2025
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Studie 2025 zeigt hohes Vertrauen in touristische Entwicklung / Lebensqualität leicht gestiegen / Freizeit- und Erholungsinfrastruktur besonders wichtig / Wunsch nach mehr Information und Mitgestaltung bleibt bestehen
Die Wohnortakzeptanz für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern bleibt auf einem stabilen Niveau. Das ist das Ergebnis der aktuellen Einwohnerbefragung 2025 zur Tourismusakzeptanz, Lebensqualität und Infrastrukturnutzung, die der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern (TMV) gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Tourismusforschung an der FH Westküste und der dwif-Tourismusberatung veröffentlicht hat. Gemessen wurde dabei der sogenannte Tourismusakzeptanz-Saldo. Dieser gibt auf einer Skala von -100 bis +100 an, wie die Bevölkerung die Auswirkungen des Tourismus auf den Wohnort (TAS-W) und sich persönlich (TAS-P) wahrnimmt. So liegt der TAS-W 2025 bei +45 Punkten für den Wohnort und bleibt damit auf einem hohen Niveau und nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr (+44). Die persönliche Bewertung fällt mit +19 Punkten deutlich niedriger aus und erreicht den bislang geringsten Wert seit Beginn der Messungen (2024: +35). Insgesamt zeigt sich, dass die Bevölkerung den Tourismus überwiegend positiv einschätzt, die persönlichen Auswirkungen jedoch differenzierter bewertet. In Orten mit sehr hoher Tourismusintensität ist die Akzeptanz für den Tourismus am Wohnort sogar weiter gestiegen.
Dazu Birgit Hesse, Präsidentin des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Eine einwohnerorientierte Tourismusentwicklung ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit des Urlaubslandes, denn Tourismus funktioniert nur im guten Miteinander zwischen den Menschen vor Ort und den Gästen. Erfreulicherweise wird auch in der fünften Messung zur Tourismusakzeptanz deutlich, dass die Menschen im Land den Tourismus schätzen und sich stark mit dem Wohnort verbunden fühlen. Gleichwohl stellen wir weiterhin fest, dass positive Auswirkungen des Tourismus auf die eigene Person etwa durch das Vorhandensein von touristischer Infrastruktur nicht vollumfänglich wahrgenommen werden. Insofern sind tourismusakzeptanzsteigernde Maßnahmen wie sie etwa auf der Insel Usedom mit der Aktion ‚Sei Gast auf Deiner Insel‘ angeboten werden, auch zukünftig sinn- und wertvoll.“
Dr. Sabrina Seeler, Lehrkraft an der FH Westküste und Vorstandsmitglied im Deutschen Institut für Tourismusforschung (DI Tourismusforschung), ergänzte: „Oftmals wird eine hohe Tourismusintensität mit einer sinkenden Tourismusakzeptanz in Verbindung gebracht, unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass es hier eine differenziertere Betrachtung bedarf – erst ab einer sehr hohen Tourismusintensität sind auch wirklich Tourismusakzeptanzverluste messbar, hierbei zeigt sich jedoch auch eine starke Polarisierung zwischen Tourismusbefürwortenden und Tourismuskritiker*innen.“
Wahrgenommene Lebensqualität steigt an – besonders in tourismusintensiven Orten
Parallel zur Tourismusakzeptanz wurde erneut die Wahrnehmung der Lebensqualität in Mecklenburg-Vorpommern erfasst. 52 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner bewerten diese als (sehr) hoch – ein leichter Anstieg gegenüber 2024 (49 Prozent). Auffällig ist, dass insbesondere ältere Menschen ab 70 Jahren den Tourismus und seine positiven Effekte stärker wahrnehmen als jüngere Altersgruppen.
In Orten mit sehr hoher Tourismusintensität liegt der Anteil derjenigen, die ihre Lebensqualität als hoch empfinden, mit 65 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt. Auch die Zufriedenheit mit touristisch geprägten Angeboten fällt dort höher aus: So bewerten 72 Prozent das Angebot an Restaurants und Cafés sowie 80 Prozent Promenaden und Seebrücken positiv. Diese Werte unterstreichen den Beitrag des Tourismus zur Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.
Natur, Wasser und Erholung prägen das Lebensgefühl
Die starke emotionale Bindung an die eigene Umgebung zeigt sich auch in den Spontanassoziationen der Befragten. Mit deutlichem Abstand werden Natur, Landschaft und Bodden (33 Prozent) sowie Wasser, Meer und Seen (31 Prozent) als prägende Merkmale des Wohnorts genannt. Auf Landesebene verbinden 28 Prozent Mecklenburg-Vorpommern mit Natur und 24 Prozent mit Wasser – zwei Leitmotive, die eng mit dem touristischen Profil des Landes verknüpft sind.
Zugleich geben 20 Prozent der Befragten auf Landesebene positive Assoziationen mit dem Tourismus an. Dies deutet darauf hin, dass der Tourismus zunehmend als selbstverständlicher Bestandteil der Lebensrealität im Land wahrgenommen wird.
Freizeit- und Erholungsangebote besonders geschätzt
Die Zufriedenheit mit der freizeit- und touristischen Infrastruktur ist insgesamt hoch. 85 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner zeigen sich zufrieden mit Ruhe-, Erholungs- und Rückzugsmöglichkeiten, 78 Prozent mit Fuß-, Wander- und Radwegen und 61 Prozent mit Aktivitäten im und am Wasser. Diese Angebote sind zugleich die am häufigsten genutzten Freizeitmöglichkeiten: 68 Prozent nutzen regelmäßig Rückzugsorte in der Natur, 63 Prozent Wege und Routen für Bewegung im Freien.
Gleichzeitig sind diese Angebote für die Bevölkerung besonders wichtig: 90 Prozent halten Erholungsräume, 81 Prozent die Wegeinfrastruktur und 74 Prozent die Einkaufsmöglichkeiten für zentral. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung einer intakten, öffentlich zugänglichen Freizeitinfrastruktur als Grundlage von Lebensqualität und Tourismusakzeptanz.
In Orten mit hoher Tourismusintensität fällt die Nutzung touristischer Angebote deutlich stärker aus. So besuchen 71 Prozent regelmäßig lokale Geschäfte oder Märkte, und 63 Prozent nutzen Promenaden oder Seebrücken. Die Studie zeigt zugleich, dass Angebote in diesen Orten häufiger als „für Touristen gemacht“ oder „zu teuer“ wahrgenommen werden.
Informationsbedarf und Wunsch nach Mitgestaltung bleiben bestehen
Ein zentrales Ergebnis der Studie betrifft die Kommunikation zwischen Bevölkerung, Tourismusakteuren und Politik. 54 Prozent der Befragten halten Informationen über touristische Entwicklungen für wichtig, doch nur 36 Prozent sind mit den vorhandenen Informationsangeboten zufrieden – ein Rückgang gegenüber 2024.
Auch beim Mitspracherecht zeigt sich ein ähnliches Bild: 43 Prozent wünschen sich die Möglichkeit, bei touristischen Entscheidungen mitreden zu können, während nur 26 Prozent mit ihren aktuellen Mitsprachemöglichkeiten zufrieden sind. Gründe für eine gering eingeschätzte Wichtigkeit liegen vor allem in einem wahrgenommenen persönlichen Desinteresse (49 Prozent), Zeitmangel (30 Prozent) oder der Einschätzung, dass die Informationen nicht relevant genug seien (59 Prozent).
Akzeptanzfördernde Maßnahmen zeigen Wirkung
Bereits in den vergangenen Jahren wurden im Land verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um den Dialog zwischen Tourismus, Kommunen und Bevölkerung zu stärken. Dazu zählen unter anderem Ideenwerkstätten, in denen Einwohnerinnen und Einwohner gemeinsam mit touristischen Akteuren an Lösungen arbeiteten, Vorteilsaktionen wie „Sei Gast auf Deiner Insel“ oder die Initiative #natürlichMitVerantwortung (vgl.: https://urlaubsnachrichten.de/artikel/muell-im-magen-kann-ich-nicht-vertragen-nachhaltigkeitsinitiative-natuerlichmitverantwortung-nimmt-fahrt-auf).
In diesem Jahr veröffentlichte der Landestourismusverband mit dem „Workbook Einwohnerkommunikation im Tourismus“ zudem einen Leitfaden für kommunale Akteure im Tourismus, der bei Entwicklung und Umsetzung einer Kommunikationsstrategie unterstützen soll (vgl.: https://strategie.tourismus.mv/artikel/tourismusverband-mv-veroeffentlicht-leitfaden-zur-kommunikation-mit-einwohnerinnen-und-einwohnern).
Tourismus als Teil der Lebensqualität
Die Ergebnisse verdeutlichen insgesamt, dass Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern nicht allein als Wirtschaftsfaktor, sondern zunehmend als Teil der Lebensqualität verstanden wird. Insbesondere die Bedeutung von Erholung, Natur und Wasser steht dabei im Vordergrund und bieten Potential für die Zukunft.
Hintergrund zur Studie
Die Einwohnerbefragung zum Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern 2025 ist Teil einer seit 2021 jährlich durchgeführten Messung der Tourismusakzeptanz und Lebensqualität im Land. Sie wurde im Auftrag des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. von der TouristiCon GmbH und der dwif-Consulting GmbH durchgeführt, mit wissenschaftlicher Begleitung des Deutschen Instituts für Tourismusforschung an der Fachhochschule Westküste.
Die Erhebung basiert auf einem hybriden Design mit 47 Prozent telefonischen Interviews (CATI) und 53 Prozent Online-Befragungen (CAWI). Befragt wurden 803 repräsentativ ausgewählte Einwohnerinnen und Einwohner ab 16 Jahren, in drei Teilstichproben für Orte mit hoher (n=251) und sehr hoher Tourismusintensität (n=250) und dem restlichen Mecklenburg-Vorpommern (n=302). Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 25. Juni und 26. Juli 2025.
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