28.06.2023
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Mit Strategie in die Zukunft
Der Tourismus ist einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Allein im Freizeittourismus liegt der Bruttoumsatz bei jährlich rund 700 Millionen Euro. Doch die Rahmenbedingungen in der Gesellschaft und Branche werden immer komplexer und verändern sich mit zunehmenden Tempo. Unter diesen Vorzeichen wurde die Tourismuskonzeption nach zehn Jahren weiterentwickelt und am 27. Juni 2023 erstmals öffentlich im Rahmen des 19. Tourismusfrühstücks der Rostocker Gesellschaft für Tourismus und Marketing im Restaurant „Cut & Chill“ am Golfplatz Warnemünde vorgestellt und diskutiert.
Rund 90 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung nahmen an dem Forum mit dem Tourismusexperten Dr. Alexander Schuler von der BTE Tourismus- und Regionalberatung aus Berlin teil.
Noch in diesem Jahr soll die neue Tourismuskonzeption durch die Rostocker Bürgerschaft verabschiedet werden und künftig als strategische Orientierung für Branche und Verwaltung dienen. Auf Basis zahlreicher Befragungen sowie themenspezifischer Workshops wurden Profilthemen, Handlungsfelder und Maßnahmen abgeleitet, um die zukünftige touristische Ausrichtung festzulegen.
Erstmals erhält die Perspektive der Einwohner*innen Berücksichtigung in der Tourismuskonzeption. 500 Personen wurden befragt. „Uns geht es um Akzeptanz – darum, dass die Einwohner*innen in die touristische Entwicklung einbezogen werden, dass es zukünftig ein gesundes Gleichgewicht zwischen Tourismus und Lebensraum gibt“, sagt Rostocks Tourismusdirektor Matthias Fromm.
Grundsätzlich genießt der Tourismus hohe Wertschätzung in Rostock. Fast 90 Prozent der Befragten nutzen Strände und Promenade. 87 Prozent sagen, dass durch den Tourismus Arbeitsplätze in Rostock geschaffen werden und über 90 Prozent sind der Meinung, dass der Tourismus das Image von Rostock positiv beeinflusst.
Die Befragung legt aber auch Potenziale offen: 71 Prozent sagen etwa, dass zentrale Orte durch den Tourismus überlaufen seien, 85 Prozent sind der Meinung, dass die Verkehrs- und Parkplatzsituation stark belastet ist und gar 60 Prozent denken, dass der Tourismus die Aufenthalts- und Lebensqualität einschränkt. „Durch die Erhebung wissen wir, wo die Stadt ansetzen kann, um den Tourismus in Rostock auch im Sinne der Einwohner*innen zu entwickeln“, sagt Fromm.
2012 wurde für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock erstmalig eine Tourismuskonzeption durch die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde erarbeitet. Diese wurde von Januar 2021 bis Dezember 2022 evaluiert und fortgeschrieben.
„In den 120 Seiten der umfassenden Neuauflage stecken mehr als zwei Jahre intensive Arbeit. Diese waren unter anderem geprägt durch Strukturumbrüche und einem gesellschaftlichen Wandel, der auch den Tourismus nachhaltig beeinflusst“, betont Matthias Fromm, Tourismusdirektor von Rostock & Warnemünde und Geschäftsführer von Rostock Marketing.
Es sind Themen wie Energiekrise, Fachkräftemangel, Digitalisierung, Klimawandel und Mobilität, die große Auswirkungen auf das Buchungsverhalten und den touristischen Wettbewerb haben. Ein zügiges und flexibles Handeln sei notwendig.
Die neue Tourismuskonzeption werde angesichts der vielen dynamischen Prozesse deshalb auch kein starres Konstrukt darstellen, sondern vielmehr als flexibler Handlungsleitfaden fungieren, der entsprechend der Erfordernisse stetig modifiziert werden kann, unterstreicht Fromm.
„Rostock hat in den vergangenen Jahren viel erreicht und immer neue Rekordwerte im Tourismus mit über zwei Millionen Übernachtungen jährlich erzielt. Der künftige Erfolg wird davon abhängen, ob es gelingt, mit der neuen Tourismuskonzeption Antworten auf die bekannten Zukunftstrends und neue Rahmenbedingungen zu finden und die Branche insgesamt krisenfester aufzustellen", sagte Dr. Alexander Schuler von der BTE Tourismus- und Regionalberatung, der maßgeblich an den neuen Leitlinien mitgewirkt hat.
„Teil der strategischen Ausrichtung der Tourismuskonzeption ist, dass sowohl die Tages- und Übernachtungsgäste als auch die Rostockerinnen und Rostocker die Hanse- und Universitätsstadt als einen miteinander verbundenen Dreiklang aus Großstadt-, Natur- und Ostseeerlebnis erleben. Dazu zählen die kulturhistorische Innenstadt mit dem Stadthafen auf der einen und die Küste und das Hafenerlebnis in Warnemünde auf der anderen Seite sowie der Rückzugsraum für Natur- und Ruhesuchende in Markgrafenheide mit der Rostocker Heide“, sagt Fromm.
Dabei würden das nordisch-maritime Lebensgefühl, Weltoffenheit, Familienfreundlichkeit und Nachhaltigkeit genauso eine wichtige Rolle spielen wie eine attraktive und barrierefreie touristische Infrastruktur. „Es liegt ein großes Potenzial darin, diese Räume für die Zielgruppen stärker zu entwickeln und im Profil zu schärfen", ergänzt Schuler.
Um dieses Ziel greifbar zu machen, wurden in der neuen Tourismuskonzeption fünf übergeordnete Ziele definiert. Diese sind die nachhaltige und positive Tourismusentwicklung, die Profilschärfung und Fokussierung auf chancenreiche Zielgruppen, die Steigerung der Infrastruktur-, Angebots-, Erlebnis- und Aufenthaltsqualität, die Imageverbesserung und Optimierung der Binnen- und Außenkommunikation sowie die Optimierung der Organisations- und Kooperationsstrukturen.
Untersetzt sind die Hauptziele mit sechs zentralen Handlungsfeldern; erstens die touristische Infrastruktur, zweitens die Angebotsentwicklung und -verknüpfung, drittens die Außenkommunikation und den Vertrieb, viertens Qualität, Gästeservice und das Innenmarketing sowie fünftens Organisation und Kooperation und sechstens Tagungstourismus (MICE).
Die einzelnen Handlungsfelder sind mit konkreten Maßnahmen untermauert, die zur Erreichung der Ziele beitragen sollen. Dazu zählen etwa die bereits eingerichtete mobile Tourist-Information, Schaffung attraktiver Mobilitätsangebote, neue Erlebnisrouten im Stadtgebiet oder der Ausbau barrierefreier Infrastruktur.
„Nach der intensiven Diskussion in der Tourismusbranche werden wir in diesem Jahr verstärkt den öffentlichen Dialog suchen“, kündigte Tourismusdirektor Matthias Fromm an. „Eine erfolgreiche und zukunftsfähige Strategie kann nur gemeinsam mit der Bevölkerung und der Akzeptanz vor Ort umgesetzt werden. Nach diesem Grundsatz haben wir alle Maßnahmen in der neuen Tourismuskonzeption ausgerichtet.“